Spekulation statt Kultur?

Denkmalschutz und Kultur versus Spekulationsinteressen in der Hafenstraße 7

von | veröffentlicht am 08.05 2018

Beitragsbild: Transit

Seit Ende Februar befindet sich das Soziokulturelle Zentrum „Hasi“ in der Hafenstraße auf der Salineinsel in der Schwebe. Der Stadtrat hatte sich damals nicht dazu durchringen können, dem Hausprojekt eine feste Perspektive zu geben. Seitdem setzt der Betreiberverein Capuze e. V. die Nutzung des Objektes dennoch fort. In einer aktuellen Pressemitteilung macht er noch einmal auf die Situation aufmerksam und hinterfragt die Motivation der Eigentümergesellschaft des Geländes.




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Seit Ende Februar befindet sich das Soziokulturelle Zentrum „Hasi“ in der Hafenstraße auf der Salineinsel in der Schwebe. Der Stadtrat hatte sich damals nicht dazu durchringen können, dem Hausprojekt eine feste Perspektive zu geben. Seitdem setzt der Betreiberverein Capuze e. V. die Nutzung des Objektes zwar fort, jedoch ohne dafür einen neuen Vertrag erhalten zu haben. Ein Räumungsverfahren läuft derzeit. Eine schnelle Räumung sei allerdings fraglich, so der hallesche Jurist Josef Albert Dütsch im März gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung: „Bisher ist es eine ganz normale Auseinandersetzung zwischen Eigentümer und Mieter“.

Wer in den letzten Wochen in der Hasi vorbeigeschaut hat, der wird nicht gerade auf die Idee gekommen sein, dass das Projekt weiterhin akut schließungsbedroht ist. Es finden Veranstaltungen statt. Der Hof ist immer gut besucht. Aus dem Sportraum dringt der „Gymsound“, das Keuchen von Menschen beim Workout, an die frische Luft. Für den 20. Mai sind historische Führungen über das Gelände angekündigt.

Der Betreiberverein macht in einer aktuellen Pressemitteilung noch einmal auf die Situation aufmerksam. Er wirft der Halleschen Wohnungsgesellschaft (HWG), der das Gelände gehört, vor, das Objekt für einen Millionenbetrag verkaufen zu wollen. Sie setze dabei auf „ein wenige Seiten umfassendes Gutachten einer von ihr bezahlten Unternehmensberatung“. Dem gegenüber stünde „ein 36 Seiten starkes, unabhängiges Verkehrswertgutachten, welches von der Stadt in Auftrag gegeben wurde“. Dort belaufe sich der Wert der Hasi auf gerade mal einen Euro. Transit hatte bereits dazu berichtet.

Zur irritierenden Höhe des Unterschiedes zwischen beiden Gutachten erklärt Theresa Bauer vom Capuze e.V.: „Wenn wir die Bodenkontaminierung und deren Beseitigung außer Acht lassen, den Denkmalschutz ignorieren, eine vollständige und lückenlose Bebauung mit zwei Wohnblöcken im sehr hohen Preissegment annehmen, sowie die Bebauung der zum Grundstück gehörenden Saaleaue hinzurechnen, ist eine solche Preiskalkulation vorstellbar, jedoch absolut realitätsfremd.“

Im gleichen Atemzug erneuert der Hasi-Betreiberverein sein – nach eigener Darstellung widerwilliges – Begehren, das Objekt selbst zu erwerben – für einen realistischen Preis, der bei 50.000 € gesehen wird. Damit zeige man, dass der Verein unbedingt am Standort verbleiben wolle. Viele Menschen habe man dafür in der Stadt hinter sich. So beispielsweise auch Matthias Brenner, Intendant des Neuen Theaters, der bei der Feier zum 1. Mai gesagt habe, dass sich das Kulturprojekt Hasi zu einem wichtigen Teil der Kulturszene entwickelt habe: „Dessen Ende wäre sehr bedauerlich für die Stadt Halle.”

In der Pressemitteilung argumentiert der Verein weiter, dass eine Aufhebung des Denkmalschutzes für das Gelände unumgänglich wäre, „um den spekulativen Gewinn für das Gelände zu erreichen, da sonst nicht genug neue Wohnfläche entstehen kann, um die enormen Ausgaben zu refinanzieren“. Das Denkmal sei in einem guten Erhaltungszustand und mit seinen Gasometern bezeichnend für die hallesche Frühindustrialisierung. Bei der Aufhebung des Denkmalschutzes hätte auch die Stadtverwaltung als untere Denkmalschutzbehörde ein Wörtchen mitzureden – sie ist zugleich Eigentümerin der HWG und Befürworterin der Hasi.