Die Klimakrise ist eine soziale Krise

Zwei Schüler*innen aus Halle im Gespräch über Klimaaktivismus nach dem Lockdown

von | veröffentlicht am 08.07 2020

Beitragsbild: FFF Halle

Mit Corona kam für die Klimabewegung ein Einbruch in der medialen Aufmerksamkeit. Doch wie die Coronakrise ist auch die Klimakrise eine gesellschaftliche Krise, bei der zu allererst in der Gesellschaft benachteiligte oder ausgeschlossene Gruppen am stärksten betroffen sind. Deshalb müssen gesellschaftliche Themen wie zum Beispiel Antirassismus und Klimaschutz stärker zusammen gedacht werden. Darüber und über andere Themen der Klimabewegung haben wir uns mit Paula und Max von den Fridays For Future Halle (FFF) ausgetauscht.




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Manche Katastrophen kommen plötzlicher als andere. Wie ist es euch im Lockdown ergangen und was habt ihr als FFF Halle in dieser Zeit gemacht?

Paula: Der Lockdown hat uns natürlich genauso überrascht und anfangs überfordert wie den Rest der Gesellschaft. Wir haben aber relativ schnell Möglichkeiten gefunden, weiterhin produktiv und aktiv zu bleiben. Unter anderem haben wir unser Plenum als Telefonkonferenz stattfinden lassen und unseren Streik über Social Media weiterhin ausgetragen. Anfangs war es eine Umstellung, nicht mehr auf die Straße gehen zu können, doch es gab beispielsweise eine deutschlandweite digitale Demo, als Livestream, zu unserem Großstreik am 24. April. Später, als es dann wieder Demonstrationen gab, haben wir auch wieder Protestaktionen unter Corona-Bedingungen veranstaltet.

Max: Am Freitag, den 10.7., beginnt unsere erste Laufdemo um 14 Uhr auf dem Marktplatz. Sie steht unter dem Motto „Klimakrise ist eine soziale Krise – soziale Ungerechtigkeiten bekämpfen“. Wir werden für Klimagerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit demonstrieren und sozialen Themen einen Raum geben, die oft in der Klimabewegung nicht genug berücksichtigt werden. Dabei können gerne alle Menschen einen Beitrag leisten, kommt einfach auf uns zu. Außerdem werden wir uns nach unserer Veranstaltung der Auszugsparty der Anwohner*innen-Initiative, Kick them out und Halle gegen Rechts in der Adam-Kuckhoff-Straße anschließen.

Fridays for Future versteht sich als Klimagerechtigkeitsbewegung. Dazu gehört es, sich eindeutig anti-rassistisch zu positionieren.

FFF Halle ist in diesem Jahr auch immer aktiver auf dem Feld des Antirassismus geworden. Wo seht ihr die Verbindung zwischen Klimakrise und Rassismus?

Paula: Fridays for Future versteht sich als Klimagerechtigkeitsbewegung. Dazu gehört es, sich eindeutig anti-rassistisch zu positionieren. Die rassistische Unterdrückung begann im Kolonialismus mit der Ausbeutung von Menschen im globalen Süden durch die Europäer. Die daraus resultierende strukturelle Benachteiligung hat sich bis heute fortgesetzt. BIPoC sind stärker von bspw. Polizeigewalt und den Auswirkungen von Umweltbelastungen betroffen als weiße Menschen. Dazu gehört auch, dass der globale Süden und damit die Menschen, die dort leben, wesentlich stärker von der Klimakrise betroffen sind als wir in Europa. Und wir sind die Hauptverursacher der meisten Treibhausgasemissionen. Diese Ungerechtigkeit müssen wir bekämpfen und deshalb werden wir uns weiterhin für Anti-Rassismus stark machen.

Max: Aus diesem Grund thematisieren wir Antirassismus stärker und solidarisieren uns mit allen Menschen, die aktuell gegen Polizeigewalt und Rassismus auf die Straße gehen. Auch für uns zählt: Black Lives Matter. Wir müssen uns jedoch auch selbst zu dem Thema weiterbilden und aktiv gegen Alltagsrassismus werden. Bildung ist der erste Schritt, um eine solidarische antirassistische Gesellschaft aufzubauen. Ich denke, dass sich so viele von uns mit dem Thema auseinandersetzen, hat zu Folge, dass wir uns auch als Bewegung damit stärker auseinandersetzen und das ist auch gut so.

Eine Erkenntnis aus der Psychologie ist, dass Menschen immer nur eine begrenzte Kapazität dafür haben, sich um etwas Sorgen zu machen. Und dass sich dabei zunächst Sorgen durchsetzen, die für einen persönlich viel greifbarer und emotional bedeutsamer sind. Inwiefern ist der Kampf gegen die Klimakrise dann vielleicht ein Privileg jener Menschen, die insgesamt weniger Sorgen haben und sich deshalb besser mit der Klimakrise auseinandersetzen können?

Paula: Der Kampf gegen die Klimakrise ist definitiv ein Privileg von Menschen, die sich sonst weniger Sorgen machen müssen und Kapazitäten haben sich mit so einem manchmal durchaus ungreifbaren Problem zu befassen. Dennoch ist er ein wichtiger Kampf und es ist auch wichtig, dass alle Menschen in diesen Kampf integriert sind.

Selbstverständlich haben Probleme, die einen persönlich stark betreffen, eine höhere Priorität als eher ungreifbare Dinge wie die Klimakrise. Wichtig ist hierbei, dass wir die Menschen nicht vergessen, die sich anderen Problemen oder Sorgen widmen müssen. Das bedeutet, wir müssen ihnen trotzdem die Möglichkeit geben, sich an Lösungen zu beteiligen. Wir müssen aber auch ohne ihre Beteiligung ihre Gedanken und Probleme mit einbinden.

Trotzdem es gibt genug Menschen, die Kapazitäten haben sich mit der Klimakrise auseinander zu setzten, und genau diese Menschen brauchen wir. Denn wir wollen alle eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten haben.

Eine Frage der Gerechtigkeit! Ihr bezeichnet euch als Klimagerechtigkeitsbewegung und der Begriff  kommt jetzt auch insgesamt immer stärker ins Gespräch. Was versteht ihr darunter, wie beschäftigt ihr euch hier in Halle damit? Wo seht ihr auch Ansatzpunkte in Halle?

Paula: Klimagerechtigkeit bedeutet, dass die Folgen der Klimakrise auf alle Menschen gleich verteilt werden müssen. Dabei müssen wir die Treibhausgasemissionen nicht nur reduzieren, sondern auch auf alle Menschen gleich verteilen. Momentan wird der meiste Ausstoß von Treibhausgasen im globalen Norden verursacht, die Folgen der Klimakrise sind hier aber viel geringer. Und dann sind die Menschen im globalen Süden stärker von den Folgen betroffen, obwohl sie einen viel geringeren Anteil an der Klimakrise haben. Der Kampf für Klimagerechtigkeit bedeutet, diese Ungerechtigkeiten auszugleichen.

Klimagerechtigkeit ist die Verbindung von Klimaschutz und sozialen Themen. Es wird deutlich, dass die Klimakrise nur gelöst werden kann, wenn sozial gerechte Lösungen gefunden werden.

Da wir in Halle in einem reichen Land im globalen Norden leben, ist es unser Privileg, dass wir heute und auch zukünftig weniger von den Folgen der Klimakrise betroffen sein werden. Wir wollen auf dieses Problem aufmerksam machen und informieren uns daher vielfältig über das Thema um unsere Möglichkeiten in Halle. Wir wollen die Bevölkerung über die Klimakrise und somit auch über Klimagerechtigkeit aufklären. Für das Erreichen von Klimagerechtigkeit ist es zum Beispiel elementar, dass Halle seine Klimaziele erreicht und wir so unseren Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren und wir uns in Zukunft solidarisch gegenüber stärker Betroffenen zeigen.

Max: Darüber hinaus ist Klimagerechtigkeit die Verbindung von Klimaschutz und sozialen Themen. Es wird deutlich, dass die Klimakrise nur gelöst werden kann, wenn sozial gerechte Lösungen gefunden werden und Ungerechtigkeiten beseitigt sind. Für unseren Kampf bedeutet das auch ein Starkmachen für soziale Gerechtigkeit. Wenn es beispielsweise weiterhin rassistische Strukturen gibt, die Menschen diskriminieren und ausbeuten, dann werden wir keine Klimagerechtigkeit erreichen können.

Durch die Klimakrise werden wahrscheinlich hunderte Millionen Klimaflüchtlinge ihre Heimat verlassen müssen. Diese starke Bewegung kommt nur durch unsere ausbeuterische Wirtschaftsweise zustanden, welche die Klimakrise stark anheizt. Klimagerechtigkeit heißt also auch, für die Rechte dieser Flüchtenden zu kämpfen. Auch Deutschland, auch Halle steht dann in der Verantwortung Solidarität zu zeigen und Geflüchtete aufzunehmen. Diese Solidarität muss bereits jetzt gezeigt werden, weshalb wir den Beschluss des Stadtrates, jetzt 150 Geflüchtete aufzunehmen, als einen wichtigen Schritt sehen.

Die Klimakrise ist eine soziale Krise. Das muss uns bewusst sein und wird deshalb Thema unserer Demo am 10.07. um 14 Uhr auf dem Marktplatz sein.

Wie ist aus eurer Sicht der aktuelle Stand des Klimaengagements der Stadt Halle? Wie steht es um das Klimakonzept? Findet ihr euch dort wieder? Und was muss besser werden?

Paula: Halle hat definitiv noch Luft nach oben, was sich momentan sehr gut am Klimaschutzkonzept der Stadt zeigen lässt. Darin werden Pro-Kopf-Emissionen von 4,6 Tonnen angegeben. Diese Zahl ist halb so groß, wie der deutsche Durchschnitt, und einfach falsch berechnet, da Emissionen von der Landwirtschaft, dem Verkehr außerhalb der Stadt und der Industrie nicht einberechnet wurden. Hier wird suggeriert, Halle wäre schon klimafreundlich genug und es müsste nicht viel auf dem Themengebiet gemacht werden.

Die Stadt Halle gibt vor, dass das Klimaschutzkonzept in Zusammenarbeit mit Fridays for Future entstanden ist. Das stimmt nicht und wir sehen noch viele Punkte, die im Konzept fehlen.

Weiterhin fehlen im Konzept genaue Zielwerte für die CO2-Einsparung und eine regelmäßige unabhängige Überprüfung, um den Fortschritt der Maßnahmen zu prüfen. Ein weiterer problematischer Punkt ist, dass sich das Klimaschutzkonzept sehr auf Energie fokussiert und andere wichtige Themengebiete nicht wirklich behandelt werden. So ist im Konzept auch nicht vorgesehen, dass die Bürger*innen in Zukunft in den Klimaschutz in ihrer Stadt einbezogen werden. Dabei ist Aufklärung zum Klimawandel und dessen Folgen unglaublich wichtig. Denn ohne die Akzeptanz der Bevölkerung ist es viel schwieriger Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen.

Die Stadt gibt zudem vor, dass das Klimaschutzkonzept in Zusammenarbeit mit Fridays for Future entstanden ist. Das stimmt aber nicht und wir sehen eindeutig noch viele Punkte, die im Konzept fehlen. Daher fordern wir eine Überarbeitung des Konzeptes unter Einbezug unabhängiger Expert*innen.

Max: Die Kommunikation mit der Stadt ist immer sehr problematisch. Wir wurden zwar zur Steuerungsgruppe Klimaschutz eingeladen, jedoch hatten unsere Forderungen oder Wünsche kaum Einfluss. Die Stadt hat uns meistens erzählt, wie toll doch alles sei. Mehrere Behauptungen haben sich als falsch herausgestellt. Der Oberbürgermeister meinte, dass unsere Forderungen „übernommen“ werden, jedoch wurden sie anschließend kaum beachtet.

Die Scientist for Future Halle haben das Klimaschutzkonzept wissenschaftlich geprüft, wobei ihnen einige grobe und sehr viele kleine Schwachstellen aufgefallen sind. Unser Verweis darauf wurde ebenfalls abgewiesen. Insgesamt fühlen wir uns von der Stadt nicht richtig ernstgenommen. Wir begrüßen die Idee eines Klimaschutzkonzeptes und das grundsätzliche Engagement, jedoch ist das unzureichend und wird unser Klima nicht ausreichend schützen.

Wo seht ihr denn selbst Möglichkeiten, wie eine Stadt wie Halle zu mehr Klimaschutz beitragen kann?

Paula: Grundsätzlich ist es wichtig, dass die Stadt sich an ihre Klimaziele hält. Hierfür gibt es verschiedene Punkte, die sehr leicht umzusetzen sind und die Arbeit aller vereinfachen. Zum einen wäre es leicht, die Transparenz der Arbeit zu erhöhen. An vielen Stellen bewegen wir uns in Halle schon in eine gute Richtung, die Kommunikation dazu ist aber schlecht. Hierbei muss mehr auf zeitgemäße Kommunikationswege geachtet werden, dadurch könnte sich sowohl die Nutzung von Angeboten als auch die Akzeptanz in der Gesellschaft erhöhen. Neben der besseren Kommunikation ist, wie bereits erwähnt, die Informationspolitik sehr wichtig. Die Klimakrise ist für viele Menschen einfach nicht präsent. Da müssen wir mit gut aufbereiteten Informationen entgegenwirken.

Max: Außerdem kann die Stadt in vielen Sektoren noch viel nachlegen. Die Stadt kann lokal noch stärker eine Verkehrswende durchführen, mehr auf die Sicherheit von Fahrradfahrer*innen achten und langfristig die Innenstadt autofrei gestalten. Dies ist nicht nur fürs Klima, sondern auch für die Lebensqualität ein wichtiger Schritt. Außerdem ist es für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens notwendig, dass Deutschland bis spätestens 2035 klimaneutral wird. Auch lokal muss dazu ein Beitrag geleistet werden, z. B. mit einer Klimaneutralität der Stadt 2030 oder spätestens 2035. Dadurch wäre Halle auch ein Vorbild für andere Städte.

Welche Rolle seht ihr bei der Uni Halle als große wissenschaftliche Institution in der Stadt? Was passiert da und was würdet ihr euch noch wünschen?

Paula: Als Bildungsinstitution hat die Universität in Halle zu aller erst einmal einen Bildungsauftrag zum Klimawandel und dessen Folgen. Im Herbst des letzten Jahres gab es an der Uni eine Public Climate School. Dort wurden eine Woche lang verschiedene Veranstaltungen zum Klimawandel durchgeführt. Im Frühling dieses Jahres wurde von den Students for Future deutschlandweit eine weitere, diesmal digitale Public Climate School veranstaltet.

Dieses Projekt kommt nicht von der Universität selbst, sondern von den Student*innen. Nach der Public Climate School im letzten Jahr wurden eine Vollversammlung veranstaltet und im anschließenden Gespräch mit dem Rektor Forderungen an die Universität gestellt. Darin werden die CO2-Neutralität der Uni und eine lösungsorientierte Klimaforschung als zentraler Zweig der Forschung an der Uni Halle gefordert. Wir unterstützen diese Forderungen und arbeiten mit den Students for Future gemeinsam an deren Umsetzung.

Teilweise ist es einfach erschreckend, wie ignorant die Bundesregierung beim Thema Klimawandel ist.

Immer mehr Klimawissenschaftler*innen warnen davor, dass die ersten Kipppunkte, nach denen sich der Klimawandel unwiderruflich verselbstständigen würde, nicht mehr aufzuhalten, ja bereits erreicht seien. Was macht es mit euch, wenn ihr solche Nachrichten hört?

Paula: Solche Neuigkeiten frustrieren mich und machen mir Angst.

Max: Manchmal verliert man die Motivation, noch weiter aktiv zu bleiben, weil man das Gefühl hat, es bewegt sich eh nichts. Wenn solche Nachrichten kommen, dann trifft das einen oft sehr hart. Manchmal ist es aber auch so, dass mich solche Nachrichten nur bestärken aktiv zu bleiben. Teilweise ist es einfach erschreckend, wie ignorant die Bundesregierung bei diesem Thema ist. Die Coronakrise hat gezeigt, dass wir in Krisensituationen auf Wissenschaftler*innen hören können und das auch müssen. Aber wir geben nicht auf und werden weiter dafür kämpfen, dass sich etwas ändert.

Und habt ihr das Gefühl, dass die Menschen in eurem Umfeld die Dimensionen dieser Krise begriffen haben?

Paula: Nein. Ich denke, dass kaum jemand, inklusive uns, die ganzen Dimensionen dieser Krise begreifen kann. Das ist auch verständlich, da niemand genau weiß, was mit dieser Krise auf uns zukommen wird. Das macht es auch schwer, skeptischen Menschen zu erklären, warum Klimaschutz so wichtig ist.

Max: Für viele, oft auch für mich, ist die Klimakrise einfach nicht greifbar genug. Es ist nicht wie eine akute Geldnot oder eine anstehende Klassenarbeit. Es ist meistens nur ein Problem, das andere Länder betrifft. Das Ausmaß dieser Krise ist einem da nicht vollständig bewusst.

Davon sind übrigens leider auch Politiker*innen betroffen, weshalb auch da oft unzureichende Maßnahmen verabschiedet werden. Wir brauchen dahingehend einfach mehr Bildung und Aufklärung, um die Realität der Krise aufzuzeigen.

Wie sieht es in der Schule aus? Welche Rolle spielt dort der Klimawandel? Wird über die Klimakrise und ihre Folgen im Unterricht diskutiert? Habt ihr den Eindruck, dass eure Lehrkräfte das Ausmaß der Klimakrise verstanden haben? Nach dem Klimajahr 2019?

Paula: Der Klimawandel spielt in der Schule immer noch eine viel zu geringe Rolle. Es wird oft davon ausgegangen, dass Schüler*innen über die Grundlagen informiert sind, was jedoch nicht der Fall ist. Woher auch? Ich denke, durch die gesellschaftliche Aufmerksamkeit zu dem Thema sind auch in der Schule einige Debatten angestoßen worden. Dennoch wäre es wichtig, die Klimakrise intensiver zu behandeln und mit aktuellen, statt veralteten Zahlen und Fakten zu arbeiten.

Ich finde es auch nicht verwunderlich, dass die Lehrer*innen in dem Thema nicht sicher sind, da es auch für sie hier keine Unterstützung von anderen Institutionen gibt. Die Aufklärung zu dem Thema muss auf allen Ebenen stattfinden, da es uns alle betrifft.

Schule kann auch zeigen, wie man aktiv werden oder wie man persönlich Dinge bewirken kann. Das ist wichtig, damit mehr Menschen aufstehen und ihren Mund aufmachen, um selbst etwas zu verändern.

Was könnte Schule noch leisten, damit wir mit dem Thema Klimawandel und der resultierenden Klimakrise besser umgehen?

Paula: Schule könnte einfach noch viel mehr Aufklärungsarbeit leisten. Und Schulen müssen natürlich auch ihre eigenen Abläufe und die Nutzung von Ressourcen hinterfragen.

Max: Auch könnte die Schule einen Beitrag für uns leisten, dass wir persönlich besser mit dem Thema klarkommen. Es darf nicht nur informiert werden – es muss auch darauf geachtet werden, dass niemand benachteiligt wird. Hinzu kommt, dass die Schule auch zeigen kann, wie man aktiv werden oder wie man persönlich Dinge bewirken kann. Dies ist wichtig, damit mehr Menschen aufstehen und ihren Mund aufmachen, um selbst etwas zu verändern.

Wenn ihr seht, wie wenig politisch immer noch getan wird angesichts des Ausmaßes der Klimakrise, Stichwort Kohleausstieg, kommt euch da nicht manchmal auch der Gedanke, dass es alles nichts mehr bringt?

Paula: Das Kohleausstiegsgesetz ist eine absolute Katastrophe. Es ist ein Beweis dafür, dass uns die Bundesregierung nicht erst nimmt und, schlimmer noch, dass die Bundesregierung die Klimakrise nicht ernst nimmt. Es wurde ein Gesetz zur Unterstützung der Lobby und der Kohlekonzerne erarbeitet, aber keines, das irgendwie mit Klimaschutz zu tun hat. 18 weitere Jahre soll in Deutschland noch Kohle verbrannt werden. Das ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich für eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten einsetzen.

Natürlich sind wir wütend und frustriert darüber. Aber Aufgeben ist keine Lösung. Wir nutzen diesen Frust aus, um lauter und größer zu werden und um zu zeigen, dass es mit uns keine 18 Jahre Kohle mehr geben wird! Es ist eindeutig besser, für etwas, wovon man überzeugt ist, weiter zu kämpfen, auch wenn man Rückschläge erlebt und vielleicht niemals erreicht, was man erreichen will. Denn wenn ich persönlich jetzt aufgeben würde, dann würde ich mir das niemals verzeihen.

Max: Ich will es einfach wenigstens versucht haben, etwas zu verändern, sonst wäre es später eine sehr viel stärkere Belastung. Es ist auch gut, wütend zu sein, um diese Wut direkt in Aktionen zu stecken und motiviert etwas dagegen zu unternehmen. Wir bleiben aktiv.