„Es ist ratsam, sich nicht allein dem System entgegenzustellen.“

Am 16. Oktober, 18 Uhr, startet am Hallmarkt eine Demo gegen staatliche Repressionen.

von | veröffentlicht am 15.10 2021

Beitragsbild: Aktivistische Jugend Halle

Organisiert die Demo von der Aktivistischen Jugend Halle. Im Gespräch mit der Redaktion erläutert die Gruppe, wie es zur Gründung ihrer Initiative kam und warum Aktionen gegen staatliche Gewalt so wichtig sind.




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"Autoritäre Entwicklungen des Staates verhindern und dem Rechtsruck entschlossen entgegentreten."

Transit-Redaktion: Ihr seid eine recht neue Gruppe in Halle. Wie kam es zu der Idee der Gründung und was sind eure Hauptziele oder -themen?

Aktivistische Jugend Halle: Zur Idee der Gründung bewegten uns die kaputten bestehenden Verhältnisse. Mit diesem Status Quo wollen wir uns nicht weiter zufrieden geben. Unser Ziel ist eine Gesellschaft fern von Hierarchien, Kapitalismus, Klimakrise und jeglichen Diskriminierungs- und Unterdrückungsformen. Wir wollen autoritäre Entwicklungen des Staates verhindern und dem Rechtsruck entschlossen entgegentreten. Dafür wollen wir besonders junge Menschen ansprechen und eine diverse, leicht zugängliche Gruppe darstellen. Gemeinsam wollen wir das Bewusstsein für politische und gesellschaftliche Themen stärken und Bestehendes verändern.

Transit-Redaktion: Am 16. Oktober organisiert ihr eine Demo gegen staatliche Repression. Was war der Anlass und welche Aktionen habt ihr geplant?

Aktivistische Jugend Halle: Zuerst einmal gab es nicht den einen Anlass. Es gab viele verschiedene Geschehnisse wie zum Beispiel in den Fällen von Jo und Dy über unrechtmäßige Festnahme von Teilnehmer*innen des #CancelLEJ Protests bis hin zu grober Polizeigewalt gegen Genoss*innen von uns. Darüber sind wir fassungslos und wütend. Offensichtlich besteht großes Interesse daran, weiteren Aktivismus durch Repressionen zu unterbinden. Die Herrschenden fürchten sich scheinbar vor der Wut der jungen Menschen.

Für die Demonstration sind bisher Redebeiträge geplant, die ein großes Spektrum an Themen abdecken und aufzeigen, dass das Thema Repressionen jeden Teil linker Bewegungen beschäftigt, denn ein Schlag gegen einen von uns ist auch immer einer gegen alle. Um auf die zusätzlichen Belastungen, die insbesondere für FLINTA*- Personen mit den Repressionen einhergehen aufmerksam zu machen und eine Art „Safe-Space“ zu bieten, wird es bei der Demo ebenfalls einen FLINTA-Frontblock geben.
Wir wollen mit der Demonstration auf dem Hallmarkt starten und lautstark durch die Stadt ziehen, dabei wird es Zwischenkundgebungen am Steintor und am Reileck geben.

"Die Herrschenden fürchten sich scheinbar vor der Wut der jungen Menschen."

Transit-Redaktion: Welche Möglichkeiten stellt ihr für Betroffene staatlicher Gewalt, sofern sie es wünschen, ihre Repressionserfahrungen zu teilen?

Aktivistische Jugend Halle: Im Vorfeld der Demonstration haben wir verschiedene Gruppierungen gebeten, ihre Repressionserfahrungen mit uns zu teilen. Viele dieser Geschichten werden als Redebeiträge auf der Demonstration zu hören sein.

Menschen, die bisher noch nicht organisiert sind oder es waren, bieten wir auch an, uns als Gruppe zu kontaktieren. Wir stellen dann gerne Kontakt zur örtlichen Rechtshilfe oder zu Anti-Repressions-Gruppen her.

Transit-Redaktion: Welche Pläne habt ihr für die nähere Zukunft? Welche Themen stehen bei euch noch auf der Agenda?

Aktivistische Jugend Halle: Als Gruppe haben wir den Anspruch, viele unterschiedliche Aktionsformate zu nutzen und unsere Arbeit immer selbst zu reflektieren. Die Zusammenarbeit mit anderen linken/linksradikalen Gruppen ist uns sehr wichtig. Insbesondere wollen wir die Perspektiven von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mehr in den Vordergrund rücken. Was genau wir für die kommenden Wochen und Monate geplant haben, möchten wir jedoch jetzt noch nicht enthüllen.

Transit-Redaktion: Was könnt ihr anderen Jugendlichen auf den Weg geben, wenn sie sich politisch orientiert haben, aber möglicherweise keine Organisationsform finden?

Aktivistische Jugend Halle: Es ist immer ratsam, sich nicht allein dem System entgegenzustellen, sondern Andere zu unterstützen, von ihnen zu lernen und selber Unterstützung zu erhalten. Wir raten deshalb dazu, erst einmal leichter umsetzbare Möglichkeiten zu nutzen, wie zum Beispiel mit dem eigenen Freundeskreis eine Bezugsgruppe für die nächste Demo zu gründen etc.
Viele verschiedene linke Projekte bieten außerdem offene Treffen/Plena oder einen Tresen an. Dies sind auch immer mögliche Schnittstellen, um Kontakte für eine weitere Organisierung oder Vernetzung zu bilden. Falls keine Strukturen bestehen, welche man unterstützen möchte, bleibt natürlich immer die Möglichkeit, selbst etwas auf die Beine zu stellen, was aber auch etwas mehr Aufwand bedarf.

Der Beitrag gibt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder.

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