Vom Kunstprojekt zum Planungsbüro

Interview mit der Freiraumgalerie zum Thema partizipative Stadtentwicklung

von | veröffentlicht am 24.01 2018

Beitragsbild: per.spectre

Seit 2012 ist die Freiraumgalerie in Halle aktiv. Bekannt wurde das heutige Planungsbüro mit der Gestaltung mehrerer Gebäudefassaden in Halle-Ost. Seitdem haben Festivals, Workshops, Konzepte zur Bürger*innenbeteiligung und eine Ausweitung der Arbeit bis nach Halle-Neustadt die soziokulturelle Entwicklung der Stadt geprägt. Transit sprach mit Danilo Halle, einem der Koordinatoren, über den Anspruch und die heutigen Aktivitäten des Projektes.




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Transit: Die Freiraumgalerie ist mit dem Anspruch “alle können alles anmalen” gestartet. Was ist davon übrig geblieben? Und habt ihr darüber nachgedacht, diesen Anspruch noch weiter auszudehnen?

Danilo: Ein großes Stück. Denn wir haben “Wall of Fames” – das sind legale Wände, die ohne Moderation funktionieren. Da kann jeder jederzeit dranmalen, was er will. Das wird vor allem von der lokalen Graffiti-Szene genutzt. Manchmal kommen auch Menschen von außerhalb. Das ist einer der zentralen Orte um künstlerische Freiheit im öffentlichen Raum zu organisieren. Super wäre, wenn uns da noch mehr gelänge, zum Beispiel ganze Gebäude legal zu organisieren.

Wenn es nach uns ginge, würde ein Großteil der öffentlichen Gebäude gestaltbar sein. Die klassische Wall of Fame ist in Halle eine Garagenrückwand oder Mauer. Wir wollen legale Flächen nicht nur auf dieses Format begrenzen, auch wenn wir noch kein konkretes Projekt beziehungsweise keinen konkreten Ort haben.

09.09.2012 // All you can paint Festival in Halle (Saale). Künstler aus aller Welt gestalten das Quartier Landsberger Straße. (Foto: © Steffen Schellhorn)

Freiraumgalerie Halle

Die Freiraumgalerie ist eine Kunst- und Kulturplattform in Halle, die ursprünglich im Stadtteil Halle-Ost mit Workshop- und Kulturprogrammen sowie der öffentlichkeitswirksamen Gestaltung von Häuser-Fassaden startete. Die Initiative will vielfältige Möglichkeitsräume in der Stadt für alle eröffnen, die sich kreativ entfalten wollen.

Mittlerweile hat eine Expansion des Projekts in andere Stadtteile stattgefunden. Zudem bemüht sich die Initiative aktiv um den Erhalt von urbanen Freiräumen für die ansässige Bevölkerung.

Transit: Bei einer Podiumsdiskussion zu Freiräumen in Halle hattest du im Oktober 2017 gemeint, dass sich euer Anspruch gewandelt hat. Inwiefern?

Danilo: Am Anfang wollten wir Freiräume, im Fall von Freiimfelde Leerstand inszenieren. Den freien Raum einfach gestalten. Was dann dazu kam, war der Gedanke, Freiräume nicht nur temporär zu gestalten, sondern auch langfristig zu sichern und im Interesse der Bevölkerung zu entwickeln.

Das konkreteste Beispiel ist eine große Brache an der Landsberger Straße. Das sind 16.000m² ungenutzte Fläche. Da haben wir 2012 mit der Uni eine Fotoausstellung gemacht. Halblegal, ohne Kontakt zum Eigentümer. Durch die “All You Can Paint”-Festivals hatten wir viel Kontakt mit den Anwohner*innen und Eigentümer*innen in Freiimfelde und haben in Gesprächen immer wieder gemerkt, dass ein großes Interesse an dieser Brache besteht – bzw. nach Elementen, die man nur auf dieser Brache umsetzen kann. In Freiimfelde gibt es keinen Bolzplatz, keine Bänke, keinen Ort zum Chillen.

Nach dem ersten “All You Can Paint”-Festival 2012 haben wir eine regelmäßige Stadtteilrunde einberufen und versucht herauszufinden, wie wir diesen Freiraum entwickeln können. Da hat sich schnell herausgestellt, dass wir eine Rechtsperson als Sprachrohr für die Bevölkerung brauchen. Das war der Freiimfelde e.V., ein Bürger*innenverein, der sich zum Ziel gesetzt hat, diese Brachfläche in Kooperation mit der Freiraumgalerie zu entwickeln.

Das war ein sehr anstrengender Prozess. Schlussendlich haben wir uns bei der Montag Stiftung Urbane Räume in Bonn beworben, die wiederum nach einem langen und anstrengenden Bewerbungsprozess Halle als Projekt ausgesucht und die Fläche, die eigentlich ein Spekulationsobjekt war, gekauft hat. Und nun arbeiten wir tatsächlich seit anderthalb Jahren ganz eng mit der Stadt Halle, der Montag Stiftung und dem Freiimfelde e.V. zusammen an der Entwicklung des Geländes hin zu einem Bürgerpark. Und wenn alles gut läuft, wird der Großteil der Fläche beräumt und es werden erste Nutzungen entstehen, die sich die Menschen gewünscht haben: zum Beispiel Urban Gardening, ein Bolzplatz, Sitzplätze oder ein Spielplatz.

Die Fläche wird seit 2013 immer wieder in kleinen Stücken beräumt. Nach dem Einstieg der Montag Stiftung gab es schließlich eine große Beräumung und seitdem ist die Fläche auch schon geöffnet und wird bereits genutzt. Man kann da also auch schon hin, grillen oder einfach abhängen.

Transit: Partizipative Stadtentwicklung scheint bei euch ein zentrales Element zu sein. Wie gelingt euch das? Wie finden die Menschen zu euch?

Danilo: Wir haben angefangen mit selbstorganisierten Veranstaltungen. Wir haben Infoabende gemacht, zum Beispiel auch mal die Kreuzung gesperrt und einen großen Diskussionskreis einfach auf der Straße abgehalten, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Hinzu kamen Beteiligungen, die eigentlich kein klassisches Beteiligungsformat darstellen: Wir wollten ja Wände bemalen. Und andere Leute haben dann Gerüste hingestellt, damit wir ihre Wände bemalen konnten. Und daraus haben sich dann Gespräche und Informationen ergeben, aus denen sich schließlich die Stadtteilrunde entwickelt hat.

Die meisten Erfahrungen haben wir von 2015 bis Ende 2016 gemacht. Da haben wir im Auftrag der Stadt Halle ein Pilotprojekt durchgeführt: das bürgerschaftliche Quartierskonzept Freiimfelde (pdf) – das ist das offizielle Stadtentwicklungskonzept für diesen Stadtteil. Tatsächlich gab es bis dahin keinen langfristigen Plan für dieses Quartier. Und die Stadt Halle hat die Entwicklung unserer Arbeit und das entstandene Engagement sehr positiv bewertet und dann die tolle Entscheidung getroffen, uns zu fragen, ob wir nicht ein bürgerschaftliches Quartierskonzept machen wollen. Wir haben dabei nicht die Inhalte des Konzeptes vorgegeben, sondern in verschiedenen Beteiligungsformaten die Bevölkerung selbst Inhalte erstellen lassen. Das ist in der Stadtentwicklung ein sehr hoher Grad an Partizipation. Ein Novum für Halle.

Freiraumgalerie in der Landsberger Straße in Halle-Ost. (Foto: © Sven Siewert)

Zunächst haben wir mit Flyern für unsere Veranstaltungen geworben. Das hat mal gut funktioniert, mal nicht. Dann haben wir bewusst den Ort gewechselt und sind vom Bürgertreff in die Kirche gegangen, die sich in der Mitte von Freiimfelde befindet. Das hat dann besser geklappt, weil die Leute von der östlichen Seite der Freiimfelder Straße sehr selten auf die westliche Seite kommen. Das sind unterschiedliche Sozialstrukturen, eine andere Art von Bebauung, andere Eigentumsverhältnisse. Die bewusste räumliche Entscheidung, da genau in die Mitte zu gehen, war gut. Die Stadt hat zudem gezielt als Stadtverwaltung zu einer Eigentümerversammlung eingeladen, weil uns klar war, dass dies bei dieser Zielgruppe besser funktioniert, als wenn wir das als Freiraumgalerie gemacht hätten.


Wenn du Leute im öffentlichen Raum erreichen willst, dann stell dich hin und grille!


Und dann ist uns aufgefallen, dass bei den Bürger*innentreffen einige Leute nicht gekommen waren, mit denen wir eigentlich fest gerechnet hatten. Die haben wir dann angerufen und gefragt: Woran liegt es? Und es lag nicht daran, dass sie kein Bock hatten. Die hatten einfach an dem Abend keine Zeit. Zum Beispiel weil sie Kinder haben oder weil sie arbeiten mussten. Deshalb haben wir Hausplena organisiert und direkt für Hausgemeinschaften jeweils Beteiligungsrunden gemacht. Das hat zum Teil wirklich gut funktioniert, da offener über die eigenen Vorstellungen gesprochen werden konnte.

Ein letztes Format, das jetzt hervorragend in Neustadt funktioniert hat, ist Grillen. Wenn du Leute im öffentlichen Raum erreichen willst, dann stell dich hin und grille! Es gibt keine bessere Methode.

Transit: Welche Erfahrungen habt ihr ansonsten in Neustadt gemacht?

Danilo: Freiimfelde hat den Vorteil, dass es ein überschaubares, kleines Gebiet ist. Neustadt ist ein völlig anderes Ding. Riesengroß, andere Leute. Komplizierter bei der Organisation, da viel mehr Akteure eine Rolle spielen, mit denen wir kooperieren wollen: die Stadtverwaltung, verschiedene Genossenschaften etc.

In Neustadt haben wir Interviews gemacht und dann festgestellt: Maximal fünf Prozent der Menschen möchten keine Wandgestaltung. In Freiimfelde waren die Leute da verhaltener. Das lässt sich durch die Tradition in Halle-Neustadt erklären. Viele Neustädter kennen Kunst am Bau, wollen das und finden das cool. Und dann ist da die Architektur: Die Leute finden die Gestaltung dieser sehr einfachen Konstruktionen sinnvoll. Gründerzeithäuser zu bemalen ist nicht so einfach. In Neustadt gibt es große, ungegliederte Wände. Da sagen viele: “Na, warum denn nicht?”

Transit: Du hast mehrfach auf die Zusammenarbeit mit der Stadt verwiesen. Wie seht ihr da das Spannungsverhältnis zwischen öffentlicher Verwaltung, einem Verwaltungsapparat, und einer selbstorganisierten Initiative?

Danilo: Wir haben weniger mit dem gesamten Apparat Stadt zu tun, sondern arbeiten vor allem mit den Bereichen Planen und Kultur zusammen. Und das ist eine unglaublich tolle Zusammenarbeit, über die wir froh sind. Und das bürgerschaftliche Quartierskonzept war ein offizieller Auftrag. Ein Planungsauftrag, den wir als Planungsbüro ausgeführt haben. Und gerade auf dem Feld partizipativer Stadtentwicklung ist es gar nicht sinnvoll zu sagen, dass das die Stadt selbst machen soll. Die Stadt macht das in Kooperation, denn die Stadtverwaltung ist nicht die alleinige Expertin für Partizipation. Auch wir sind das nicht. Aber wir sind gerade dabei, da hineinzuwachsen und Erfahrungen zu gewinnen.

Also der Ansatz, dass sich eine Stadtverwaltung zu partizipativer Stadtentwicklung bekennt, ist wichtig. Genauso wie es wichtig ist, dass sie dann Gelder für jene Akteure zur Verfügung stellt, die eine Schnittstelle zwischen Bürger*innen und Stadt sind.

Freiraumgalerie in der Landsberger Straße in Halle-Ost. (Foto: per.spectre)

Transit: Also die Stadt soll eher loslassen und den Rahmen zur Verfügung stellen?

Danilo: Loslassen fällt der Stadt an verschiedenen Stellen auch schwer. Das ist ein Aushandlungsprozess. Und wenn wir als Planungsbüro hier einen möglichst großen Gestaltungsspielraum erhalten, dann fördert das auch unsere Identifikation mit dem Projekt.

Transit: Zu Partizipation gehören Menschen, die partizipieren. Wie sieht die Lebensrealität der Menschen aus, mit denen ihr zusammenarbeitet?

Danilo: In Freiimfelde ist es einfach nicht möglich, von einem bestimmten Klientel zu sprechen. Seit wir dort arbeiten, ist es ein sehr durchmischtes Viertel. Dort gibt es alle: von engagierten jungen Studi-Künstler*innen, über die Eigentümer*innen, die ihre Häuser sanieren und Grafitti hassen, aber an einer Entwicklung im Viertel interessiert sind, ältere Menschen, geflüchtete Menschen, Nazis, Rocker – alle.

In Neustadt ist es auch sehr durchmischt. Allerdings fällt auf, dass es sehr viele ältere Menschen sind. Und junge Familien mit vielen Kindern. Und viele Menschen mit Migrationshintergrund. Ich habe auch eine Unterkunft für Geflüchtete in Neustadt bemalt und hatte da ganz automatisch viel Kontakt mit den Menschen aus bspw. Syrien und Afghanistan.

Transit: Wie geht ihr denn mit Nazis um, die euch bei euren Projekten begegnen?

Danilo: Wir finden Nazis kacke. Und trotzdem sagen wir, dass die Freiraumgalerie als Organisator für Kunst im öffentlichen Raum erstmal unparteilich ist. Wir haben alle eine politische Einstellung, die man sicherlich auch spürt, wenn man mit uns zusammenarbeitet. Wir achten vor allem darauf, dass Vielfalt entsteht. Wir wollen auch nicht mit Nazis zusammenarbeiten, aber eben auch niemanden ausschließen. In der Hoffnung, dass wir Dialoge und den Austausch fördern, indem wir Menschen zusammenbringen.

Es gab ein konkretes Beispiel: eine Wand, hinter der Teile der Bewohnerschaft ganz konkret rechts waren. Das wussten wir nicht am Anfang, haben das erst später mitbekommen. Und dann sind wir trotzdem mit einem internationalen Workcamp, Jugendlichen aus aller Welt, auf diese Baustelle gegangen. Wir haben uns gesagt: Die Rechten sollen das mitbekommen. Und der eine Nazi hat dann gemeint, dass sein Lieblingsbild ein afrikanisches Wandbild von einem Brasilianer sei. Da war dann ein kleines Umdenken zu sehen, wenngleich er dadurch nicht einfach seine politische Meinung geändert hat.

Die Freiimfelder Straße durchschneidet den stärker bewohnten Teil von Halle-Ost. (Foto: per.spectre)

Transit: Ihr verfolgt also die Kontakthypothese? Wenn Menschen direkt mit anderen Menschen zusammenkommen, gegenüber denen sie Vorurteile haben, geraten sie mit ihren eigenen Vorurteilen in Konflikt…

Danilo: Es ist ganz wichtig, dass wir keine Streetworker sind, keine Sozialpädagogen. Wir sind ein Planungsbüro, das Beteiligungsveranstaltungen organisiert. Und Beteiligung, die Leute ausgrenzt, ist schwierig. Uns ist wichtig, dass alle Leute beteiligt werden, und dass die Probleme, die in der Beteiligung entstehen bzw. aufgedeckt werden, Thema von Stadtentwicklung werden.

Transit: Und das seid ihr dann, die damit arbeiten, oder geht das an die Stadt?

Danilo: Im Prinzip geht das an alle. Anders geht das nicht in der Stadtentwicklung. Zum Beispiel haben wir bei der Beteiligungswerkstatt am Muldedreieck ganz eng mit dem Islamischen Kulturcenter zusammengearbeitet und verschiedene Informationen herausgearbeitet, die Erkenntnisse darüber liefern, warum in der Anwohnerschaft vorhandene Vorurteile nicht abgebaut werden. Natürlich lässt sich das nicht alles auf lokaler Ebene lösen. Aber wir sind auch auf Sachen gestoßen, die wir vor Ort beheben wollen.

Transit: Gibt es ein konkretes Beispiel?

Danilo: Ein ganz banaler Punkt, den wir gerne aufheben würden: Menschen, die mit dem Kulturzentrum gar kein Problem haben, haben uns darauf hingewiesen, dass viele Anwohner*innen gar nicht wissen, dass sie dort auch willkommen sind. Das Zentrum selbst sagt: “Natürlich ist es ein Kulturzentrum. Alle können kommen.” Viele, die dort wohnen, denken aber, dass dort nur arabische Männer hin dürfen. Und das Kulturzentrum sagt dann: “Aber wir machen doch Flyer und Infobriefe.” Und das ist gut. Nur es steht nicht an dem Zentrum dran. Und unser Beitrag wäre dann, das Haus entsprechend zu gestalten. Und zwar so, dass die Gestaltung einerseits zum Kulturzentrum passt und gleichzeitig allen Anwohner*innen zeigt: Ihr seid dort auch willkommen! Da gilt es eine unglaubliche Hürde abzubauen.

Transit: Du hast gesagt, ihr seid keine Sozialarbeiter. Inwiefern verfolgt ihr trotzdem eine soziale, solidarische Agenda?

Danilo: Wir haben zum Beispiel einen Bereich, den wir ausbauen wollen, und zwar unsere Bildungsvermittlung. Wir haben mit Workshops begonnen: einem Graffiti-Workshop, dann ist ein Urban-Gardening-Workshop dazu gekommen. 2014/15 haben wir dann angefangen mit Freiberuflern zusammenzuarbeiten und kulturelle, kreative Bildungsangebote zu unterbreiten, die dann hoffentlich zu unserem sozialen Anspruch beitragen. Dabei ist immer wichtig, dass der Bildungsgang bzw. der Bildungsgrad egal sind und Menschen hier ein Angebot nutzen können, um selbst etwas zu gestalten.

Gestaltung einer Hauswand in der Landsberger Straße in Halle-Ost. (Foto: per.spectre)

Transit: Also geht es euch auch um Selbstverwirklichung?

Danilo: Ohne Selbstverwirklichung macht das Leben aus meiner Sicht keinen Sinn. Und da geht es bei uns, die wir vor allem künstlerisch arbeiten, nicht um Selbstoptimierung. Wenn ich Workshops gebe, dann ist mir wichtig zu sagen: Es gibt hier kein Besser! Das gibt es nicht. Wir malen nur zusammen ein Bild. Punkt.


Es gibt hier kein Besser! Das gibt es nicht. Wir malen nur zusammen ein Bild. Punkt.


 

Transit: Ein Diskussionspunkt bei der Podiumsdiskussion war der Konflikt zwischen einer einerseits lebenswert gestalteten Stadt, die dann andererseits auch investitionsfreundlicher wird. Im schlimmsten Fall wird dadurch die Bevölkerung, mit der man partizipativ gearbeitet hat, verdrängt. Inwiefern bezieht ihr das in eure Arbeit mit ein?

Danilo: Zum einen werden wir immer Kunst im öffentlichen Raum fördern und zum anderen parallel nach Wegen suchen, die nicht in Verdrängungsprozesse führen. Also auch wenn es Menschen gibt, die an Investitionen interessiert sind, werden wir niemals damit aufhören das Richtige zu tun. Es ist überhaupt nicht sinnvoll, das eigentlich Gute abzubrechen um das Schlechte zu verhindern. Wir müssen das Gute machen und das Gute bewahren. Ansonsten würden wir keine Kunst mehr fördern. Das Problem ist eigentlich die Verteilung von Geld und nicht, dass die Künstler*innen Kunst machen.

Was wir konkret machen: In Freiimfelde war der Beginn der Stadtteilrunde für uns der erste wichtige Schritt. Wir haben das Image von Freiimfelde aufgewertet und nun haben wir uns gefragt: Wie bewahren wir das für die Bevölkerung? Und dann haben wir den Verein gegründet und geschaut, wie wir direkt Flächen auf Dauer sichern können. Denn ein Schlüssel gegen Verdrängung ist das Eigentum an Flächen und Gebäuden. Dafür braucht man Rechtspersonen oder Privatpersonen mit Geld, die Flächen und Gebäude im Interesse des Gemeinwohls sichern. Zum Beispiel im Fall des Bürgerparks die Montag Stiftung. Wir haben in Freiimfelde massiv eingegriffen. Und es ist ein klassisches Feld für Gentrifizierung. Und wir wollen und werden das dort mit unserer Arbeit verhindern.

Das Interview wurde am 24.11.2017 geführt.

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