„End Fossil: Occupy!“

Audimax in Halle besetzt

von | veröffentlicht am 11.01 2023

Beitragsbild: Dani Luiz

Am 09. Januar haben dutzende Aktivist*innen der Gruppe „End Fossil: Occupy! Halle“ das Audimax der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg besetzt. Als Teil der weltweiten Bewegung „End Fossil: Occupy!“ fordern sie das Ende der fossilen Energien und eine sozial-ökologische Wende. 
Statt Vorlesungen werden in den nächsten Tagen verschiedene Vorträge, Workshops und Veranstaltungen im besetzten Hörsaal stattfinden.




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Die Forderungen der Gruppe richten sich an die Universitäten und Politiker*innen weltweit. In mehr als 20 Ländern wurden im Herbst und Winter Schulen und Universitäten besetzt, um mittels einer neuen Aktionsform Druck auf die Politik auszuüben und eine Öffentlichkeit für die Forderungen der Gruppe zu schaffen. 

Bild: Dani Luiz

Neben der Forderung nach Bildungsgerechtigkeit und einem offenen, nachhaltigen und zugänglichen Campus, fordert das deutschlandweite „End Fossil“-Bündnis zudem das Ende der Profite mit fossiler Wirtschaft, den Erhalt des Dorfes Lützerath, das Schaffen nachhaltiger Energie- und Verkehrssysteme sowie eine sozial-gerechte Ausgestaltung der Maßnahmen.
Konkret fordert die Gruppe eine demokratische Regelung der Energieversorgung. Die Energieproduktion gehöre in öffentliche und nicht private Hand. Außerdem müsse die Profitorientierung überwunden werden.
Kurzfristig müsse eine Übergewinnsteuer für alle Energieträger umgesetzt werden. Langfristiges Ziel sei dann die Vergesellschaftung des Energiesektors und die Deckung des Energiebedarfs ausschließlich mit Erneuerbaren Energien.
Für eine Verkehrswende brauche es einen regelmäßigen für alle erreichbaren Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Zusätzlich dazu sei ein massiver Ausbau des überregionalen Schienennetzes längst überfällig. Damit der ÖPNV auch von allen genutzt werden kann, fordert die Besetzung die Wiedereinführung des 9-Euro-Tickets und langfristig einen ticketlosen, kostenlosen ÖPNV.

Bild: Dani Luiz

Neben den bundesweiten Forderungen richten sich einige lokale Forderungen direkt an die hallesche Universität. Die Aktivist*innen fordern unter anderem ein verpflichtendes Modul zu nachhaltiger, sozialgerechter Entwicklung und zur Klimanotlage sowie damit verknüpften gesellschaftlichen Problemen in jedem Studiengang.
Einige krisenrelevante Studiengänge müssten zudem Inhalte verstärkt an die Klimakrise anpassen. Das betreffe die Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaften, pädagogische Studiengänge, Politik und Soziologie. In allen Bereichen sei eine praxisbasierte Forschung zu nachhaltiger Entwicklung nötig.
Zusätzlich dazu wollen die Aktivist*innen mehr studentische Mitbestimmung durchsetzen, alle Hochschulgremien sollen bis spätestens 2025 mindestens paritätisch von Studierenden besetzt werden. Neben der Forderung nach einem Ende der Investitionen in fossile Strukturen müsse die Klimaneutralität der Universität bis spätestens 2030 umgesetzt werden. 

Um eine vielfältige Hochschulbildung zu ermöglichen, fordert die Gruppe eine passende Finanzierung, mehr Mittel für die Universität und ein Ende der finanziellen Kürzungen. „Für eine reflektierte und kritische Gesellschaft braucht es Bildung, und für Bildung braucht es finanzielle Mittel“, heißt es auf der Website der Aktivist*innen. 

Bild: Dani Luiz

Mit der Aktionsform wird der Klimaprotest nach der Fridays for Future Bewegung erneut in die Bildungseinrichtungen getragen. Dazu erklärt Bohne vom „End Fossil: Occupy!“-Bündnis: „Seit 2019 streikt Fridays For Future mit hunderttausenden Menschen für eine bessere Klimapolitik. Doch die Politik macht eine 1,5°-Welt zunehmend unmöglich, weshalb wir einen Schritt weitergehen müssen und weltweit Schulen und Universitäten besetzen. Damit wollen wir unsere Forderung nach Klimagerechtigkeit unterstreichen“.
Die Klima-Jugendbewegung habe ihre Stärke gezeigt, aber trotzdem steigen die Emissionen weiter an, während die Zeit zu handeln immer knapper wird. Aus Sicht der Aktivist*innen müsse jede Gruppe der Gesellschaft eine Massenbewegung mobilisieren, um den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbruch voranzutreiben.
„Dafür werden wir die Orte an denen wir sind – Schulen und Hochschulen – nutzen, um diesen Umbruch in der Geschichte zu organisieren. Wir werden Besetzungen als Mittel nutzen, um für unsere Gegenwart und Zukunft zu kämpfen“, heißt es dazu auf der Website der Besetzung, „Wir werden die Normalität stören, weil wir nicht länger so tun können, als wäre alles in Ordnung. Es ist unsere Pflicht als Jugend zu kämpfen“.

Bild: Dani Luiz

In der Besetzung möchten die Aktivist*innen mit anderen Studierenden unter anderem über eine zukunftsgerechte Lehre, einen klimaneutralen Campus und die gesellschaftliche Rolle der Universität sprechen. Gemeinsam wollen sie konkrete Verbesserungsvorschläge entwickeln, die an die Universität weitergereicht werden. „Wir möchten hier einen Raum an der Uni schaffen, um über das Klima zu reden und politische Diskussionen zu ermöglichen. Die Universität muss mehr Verantwortung übernehmen, um eine der größten humanitären Krisen abzuwenden“, erläutert Max vom „End Fossil Occupy“-Bündnis.

Die Universitätsleitung zeigt sich kooperativ und hat sich für Gespräche bereiterklärt. Gemeinsam mit den Besetzer*innen soll über die Forderungen gesprochen werden.
Mit dem Nachhaltigkeitsbüro der Universität hat es am Dienstag bereits Gespräche gegeben. Wie lange die Besetzung andauern wird, ist bislang unklar. Vorerst müssen sich einige Studierende auf online-Vorlesungen einstellen, da das Audimax nun einen Raum für vielseitige Veranstaltungen bietet. 

Dani Luiz

…ist Teil der Transit Redaktion.

Der Beitrag gibt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder.