„Soziokulturelle Orte sind Teil einer attraktiven Stadt“

Reil 78: Vereine, Initiativen, Unternehmen und Einzelpersonen richten sich mit gemeinsamen Brief an den Stadtrat

von | veröffentlicht am 24.09 2024

Beitragsbild: Dani Luiz

Mit einem gemeinsamen Brief richten sich über 170 Vereine, Initiativen, Unternehmen und Einzelpersonen an den Stadtrat. 
In der kommenden Sitzung hat dieser zu entscheiden, ob der Beschluss des vorherigen Stadtrats zum Verkauf des Objekts in der Reilstraße 78 an dessen langjährige Betreiber*innen rückgängig gemacht werden soll.




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Im Juni 2024 hatte die Stadt Halle den Verkauf der Reilstraße 78 an dessen Nutzer*innen beschlossen. Bereits seit Jahren hatte es einen Prozess gegeben, um auch mit Blick auf den Sanierungsbedarf des Objekts das Haus zu kaufen und so eine langfristige Perspektive zu ermöglichen.
Nach den Kommunalwahlen und infolgedessen geänderten Mehrheitsverhältnissen im Stadtrat versucht die CDU nun diesen Beschluss rückgängig zu machen. Der Halleschen CDU ist das Projekt bereits seit Jahren ein Dorn im Auge. Mit den Stimmen der extrem rechten AfD soll nun der jahrelange Prozess hin zum Verkauf zurückgedreht werden. 

Am 25. September soll nun in der Stadtratssitzung über den CDU-Antrag abgestimmt werden, nachdem der Finanzausschuss am 18. September für die Rücknahme des Verkaufs gestimmt hatte.
Vor der anstehenden Entscheidung wenden sich über 170 Vereine, Initiativen, Unternehmen und Einzelpersonen mit einem Brief an die Stadträt*innen der demokratischen Parteien.

„Die Reil78 ist eine Institution in unserer Stadt, die über viele Jahre tausende Menschen besucht haben. Bei den jährlichen Sommerfesten, zu Vorträgen, Konzerten, Feiern und Filmvorführungen, zu Workshops für Jugendliche, zum Sport und zu Angeboten für Familien. Sie ist fester Teil der Kunst- und Kulturszene unserer Stadt“, heißt es im Brief, der vom zivilgesellschaftlichen Bündnis „Halle gegen Rechts“ initiiert wurde.
Die „Reil78“ sei ein Raum, um Kultur und Kunst ermöglichen zu können und als soziokulturelles Zentrum auch ein „Labor für neue Projekte“ in der Stadt.
Dadurch, dass insbesondere junge Menschen ein Raum eröffnet wird, um ihre Ideen einzubringen, gesellschaftliche und politische Aushandlung zu lernen und gemeinsam Initiativen zu starten, würde das soziokulturelle Zentrum die Grundlage für eine aktive Bürgerschaft legen.

Plakate in Solidarität mit der „Reil78“ finden sich zahlreich im Stadtbild von Halle (Bild: Dani Luiz)

Kunst- und Kultur, Freizeitangebote, Möglichkeiten sich einzubringen, eine lebendige Stadt, die in Bewegung ist und durch die Menschen mitgestaltet werden kann, all das sei wesentlich für eine attraktive Großstadt.
Großstädte seien dort attraktiv, wo sie Unterschiedlichkeit bieten und leben, heißt es im Brief weiter.

„Wir wissen, dass nicht alles, was in den vergangenen Jahren in der Reil78 Raum gefunden hat, Ihnen persönlich gefallen wird“, so die Verfasser*innen. Gute Standort-, Kultur- und Stadtpolitik mache jedoch nicht die eigenen Vorlieben zum Maßstab für alle in der Stadt, sondern erkenne Unterschiedlichkeit als Grundlage gesellschaftlichen Miteinanders in Freiheit an.
Abschließend bitten die Unterzeichner*innen des Briefs als Teile der aktiven Stadtgesellschaft die demokratischen Stadträt*innen dem in Rede stehenden Antrag nicht ihre Stimme zu geben.

Der Beitrag gibt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder.