„Es wird nicht leise bleiben“

Die drohende Räumung der Hafenstraße 7 reiht sich ein in die sukzessive Verdrängung soziokultureller Projekte in Halle

von | veröffentlicht am 16.11 2018

Aktivist*innen der Hasi äußerten sich heute in einer Pressekonferenz zur drohenden Räumung des soziokulturellen Projekts und riefen zu Protest auf.




diesen Beitrag teilen

„Es wird nicht leise bleiben wenn versucht wird, die Hasi zu räumen,“ sagt eine der Aktivist*innen, die sich am Mittag vor dem Gebäude der Hafenstraße 7 den Fragen von Pressevertreter*innen stellen. Die Ansage ist klar: „Wir bleiben hier, weil wir an den Standort glauben und weil wir uns den Versuch eines Zusammenlebens frei von Diskriminierung und wirtschaftlicher Verwertungslogik nicht nehmen lassen“. Im Falle einer Räumung kündigen die Aktivist*innen an, „passiven Widerstand zu leisten“. Es würden nächste Woche in verschiedenen Teilen der Stadt Kundgebungen stattfinden, um auf die Räumung aufmerksam zu machen. Die Aktivist*innen erklären sich dabei „mit verschiedenen Aktionsformen solidarisch“.

Dass es überhaupt soweit kommen konnte, liege daran, dass alle Versuche parteipolitische Lösungen zu finden, vorerst gescheitert seien. „Der Stadtrat ist scheinbar nicht in der Lage kulturelle und soziale Projekte wie die Hasi zu retten“, so die Aktivistin. Eine Petition, in der sich über 3700 Menschen für den Erhalt der Hasi aussprechen, habe an dieser Situation bislang nichts geändert. Die Gründe, die gegen die Hasi vorgebracht wurden, halten die Aktivist*innen für „fadenscheinig bis sachlich falsch“. Nachdem die HWG zunächst von einem Millionenbetrag sprach, bezifferte ein Gutachten der kommunalen Bewertungsstelle den Wert des Objekts auf 0 Euro. Die Bodenkontamination auf dem Gelände der ehemaligen Gasanstalt, die u.a. der SPD-Fraktion im Stadtrat immer wieder als Vorwand diente, um eine langfristige Lösung für das Projekt in der Hafenstraße zu torpedieren, habe „jahrelang niemanden interessiert“.

Für die Aktivist*innen der Hasi stellt die Situation des Projekts kein Einzelfall dar. Vielmehr sehen sie die drohende Räumung in einer Reihe mit „unzähligen Schließungen kleiner Freiräume im gesamten Stadtgebiet“. Erst vor wenigen Tagen gab die „Rockstation“ ihre Auflösung bekannt. Der ehemals auch in der Hafenstraße ansässige Kulturverein und Live-Veranstaltungsclub fand nach seiner unfreiwilligen Aufgabe der ursprünglichen Räumlichkeiten und der Kündigung durch den Hauseigentümer in der Karl-von-Thielen-Straße kein neues Objekt in der Stadt, um seinen Betrieb fortzusetzen. Eine Situation, die anderen Vereinen nur zu gut bekannt ist. Seit dem Rausschmiss aus dem Gebäude am Töpferplan 3 (Charlottenviertel) kann das „La Bim“ nur noch „einen Bruchteil seiner Projekte und an verschiedenen Orten“ realisieren, so die Aktivistin aus der Hasi.

Eine Vertreterin des Postkult e.V., die eigens zur Pressekonferenz gekommen ist, unterstreicht die prekäre Situation für ehrenamtliche Kulturschaffende in Halle. Der Stadtgarten Glaucha sei erst kürzlich „platt gemacht“ worden, nachdem der Betreiberverein das Grundstück an einen Investor verloren habe. Es sei sehr schwierig aus den „Zwischennutzungskonzepten“ herauszukommen und einen gesicherten Ort für kulturelles und soziales Engagement zu finden. Nicht zuletzt aus dieser Erfahrung heraus, will sich ich die Hasi nicht auf Verhandlungen um ein Ersatzobjekt einlassen. Die Vertreterin des Postkult e.V. warnt sogar ausdrücklich davor, sich immer wieder mit kurzfristigen Zusagen von Seiten der Stadt abspeisen zu lassen.

„Wir sind froh, dass es die Hasi noch gibt“, sagt die Vertreterin des Postkult und plädiert für einen sofortigen Räumungsstopp. Diejenigen Projekte und Personen, die von Verdrängungsprozessen in der Stadt betroffen sind, werden aber „näher zusammenrücken“. Gelegenheit dafür ist am nächsten Mittwoch. Am Tag der geplanten Räumung und parallel zur Stadtratssitzung soll es von 13 bis 15 Uhr eine Kundgebung auf dem Marktplatz geben.