Der Olympische Brief in Mansfeld-Südharz

Aktiv für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege

von | veröffentlicht am 21.04 2019

Im Oktober letzten Jahres veröffentlichten wir ein Interview mit einem Vertreter des "Bündnis gegen Pflegenotstand Mansfeld-Südharz", das sich im ländlichen Raum, insbesondere in Hettstedt, Sangerhausen und Eisleben, für bessere Arbeitsbedingungen im Pflegebereich einsetzt. Neben einer Demo in Eisleben, verschiedenen Aktionen in oder vor Krankenhäusern sowie der Durchführung vieler sogenannter Pflegestammtische wartete Anfang April ein weiteres Highlight der Kampagne auf die Aktivist*innen des Bündnisses.




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Das Bündnis gegen Pflegenotstand MSH (Mansfeld-Südharz) erhielt den sogenannten Olympischen Brief am 04. April auf dem Marktplatz in Eisleben. Überreicht wurde dieser, begleitet von einer Kundgebung des Bündnisses und Redebeiträgen, von den Kolleg*innen aus Bad Harzburg, wo der Olympische Brief vorher Station machte. Nach Eisleben ging der Brief nach Gießen (Hessen). Mit den Gießener Aktivist*innen traf man sich in Friedland (Niedersachsen) zur Übergabe, damit beide Gruppen sich ungefähr in der geografischen Mitte treffen konnten. Initiiert wurde diese Aktion in Zusammenarbeit von unterschiedlich lokalen Gruppen, die sich für bessere Pflegebedingungen einsetzen und auch in Gewerkschafts oder Parteistrukturen organisiert sind.

Der Olympische Brief steht symbolisch für die Solidarität der unterschiedlichen Initiativen und Bündnisse zur Verbesserung der Pflege im Bundesgebiet. Er beinhaltet klare Forderungen, wie z.B. die Abschaffung des Fallpauschalensystems (Erkrankung, Behandlung und Behandlungsdauer sind pauschal errechnete Beträge, die die Kliniken bei stationärem Aufenthalt der Menschen erstattet bekommen) und einen bedarfsgerechten Personalschlüssel. Als 40 Meter lange Schriftrolle –die übrigens schon vier Mal gewechselt werden musste, da sie bemerkenswert schnell vollgeschrieben war– bietet er genug Platz für die Unterschriften der Unterstützer*innen. Zur Gesundheitsminister*innen-Konferenz soll er am 05. Juni Jens Spahn in Leipzig übergeben werden. Im Landkreis Mansfeld-Südharz wurden mehrere hundert Unterschriften vor den Helios-Kliniken in Sangerhausen, Eisleben und Hettstedt gesammelt. Drei Tage, drei Krankenhäuser sowie ein Seniorenheim in Eisleben.

Schikanen der Arbeitgeber

Bemerkenswert ist die Reaktion der Vertreter*innen des Helios-Konzerns: In Hettstedt wurde das Bündnis von Mitarbeitern der sogenannten „Unternehmenskommunikation“ empfangen. Dabei wurde den Aktivist*innen faktisch untersagt, die Kliniken zu betreten, abgesehen von Toilettengängen. „Wird sich der Ansage widersetzt, wird es Konsequenzen geben“, so die Ansage des Unternehmensvertreters, der dabei auf einen Betriebsrat der Helios-Klinik in Eisleben zeigte, welcher aktives Mitglied im Bündnis ist.

Das Bündnis selbst zeigte sich zufrieden und unbeeindruckt von den versuchten Maßnahmen seitens des Konzerns, die Bündnisarbeit zu behindern. Auf die Frage, wie es weiter geht, erklärte eine Bündnisvertreterin, dass die bundesweite Vernetzung intensiviert wird. Die Stammtischtreffen im Landkreis würden fortgeführt und man kooperiere mit den Kritischen Mediziner*innen in Halle. Zudem versuche man, dass der Olympische Brief, hoffentlich mit großem Erfolg, auch in Halle ankommen werde. Außerdem werde man im Juni zur Übergabe des Briefes an Jens Spahn nach Leipzig reisen, um den Prozess zu begleiten und um gegen eine Pflege zu protestieren, die sich um Profite statt um Menschen dreht.

Der Beitrag gibt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder.