„Pflege geht uns alle an“

Demonstration zum Tag der Pflegenden in Halle

von | veröffentlicht am 11.05 2022

Beitragsbild: Walk of Care Halle

Unter dem Motto „Pflexit? Nicht mit uns!“ findet am 12. Mai 2022 zum Internationalen Tag der Pflegenden der Walk of Care in Halle statt. Die Demonstration wird um 15:30 Uhr am Steintor beginnen und anschließend durch die Stadt laufen.




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Bundesweit gehen am Donnerstag Pflegende und solidarische Menschen für eine gesetzliche Personalbemessung für menschenwürdige Pflege, politische Mitsprache und eine gemeinnützige Finanzierung in mehreren Städten auf die Straße. Neben Halle finden unter anderem auch in Berlin, Hamburg und Stuttgart Demonstrationen statt.

„In den vergangenen Monaten wurde viel geklatscht, doch immer noch zu wenig getan“,

heißt es im Aufruf der Organisator*innen. Sie verweisen damit auf die relativ große öffentliche Aufmerksamkeit für die Belastungen von Arbeiter*innen in der Pflege zu Anfangszeiten der COVID-19 Pandemie. Vom Bund gab es den sogenannten „Pflegebonus“ , der einmalig bis zu 550€ betrug, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt wurden (1). Die Pflege leide an einer chronischen Überbelastung und auch nach zwei Jahren Pandemie seien schlechte Arbeits- und Rahmenbedingungen immer noch Alltag.

Der sogenannte „Pflexit“ sei kein Einzelfall, immer mehr Pflegende würden ihren Beruf verlassen.
„Wir möchten uns mit unseren fünf bundesweiten Forderungen auf politischer, gesellschaftlicher und kultureller Ebene für eine bessere Gesundheit engagieren. Wir wollen zeigen, was Pflege alles ist und was die Gesundheitsberufler:innen jeden Tag leisten“, so die Organisator*innen.

Als größte Berufsgruppe der Gesundheitsbranche fordert der Walk of Care mit der Aktion „#gibuns5“ eine gesetzliche Personalbemessung orientiert am Pfelegebedarf, eine gute Ausbildung, eine Fort- und Weiterbildungsordnung, eine gerechte Finanzierung des Gesundheitssystems und der Pflege sowie mehr politisches Mitspracherecht für alle Gesundheitsfachberufe.

Pflegende würden in einem komplexen Beruf mit viel Verantwortung und hohen Anforderungen arbeiten, weshalb es eine dauerhafte Implementierung von aktuellem Wissen in die Praxis benötige. „Veraltetes Wissen/veraltete Vorgehensweisen müssen der Vergangenheit angehören“, schreibt „Walk of Care Halle“ auf Twitter. Außerdem biete das DRG-System (2) keine Grundlage für bedarfsgerechte Krankenhausfinanzierung und setze falsche Anreize. Finanzielle Gewinne hätten im Gesundheitswesen nichts verloren, weshalb der Walk of Care eine gerechte Finanzierung statt Gewinnmaximierung fordert.

Um die Forderungen umsetzen zu können, brauche es die Unterstützung der Gesellschaft, für die die Pflegenden täglich einstehen.

1 Insgesamt wurden dafür 1 Milliarde Euro im Koalitionsvertrag vorgesehen. Im Verhältnis dazu wurden 100 Milliarden für die Aufrüstung der Bundeswehr bewilligt

2 Das “Diagnosis Related Groups” (diagnosebezogene Fallgruppen) System wurde 2003 bis 2004 in Deutschland eingeführt, um stationäre Krankenhausbesuche statstisch zu erfassen und zu klassifizieren. Im profitorientierten Gesundheitswesen wird es genutzt, um Kosten zu optimieren, indem Fallkosten für Krankheitsbilder pauschal berechnet werden. Die Folge ist eine strukturelle Unterfinanzierung, die zu Lasten der Pflegenden und Patient*innen geht.
Weitere Infos zB unter https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-personallucken-pflegeengpasse-privatisierungsdruck-28345.htm

Der Beitrag gibt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder.

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