Lob des Mosaiks im Kröllwitzkrankenhaus

Den Mosaikreichtum in Halle retten!

von | veröffentlicht am 10.10 2024

Beitragsbild: Conrad Kunze

Die Initiative "Freundeskreis Mosaik am UHK" fordert den Erhalt von Mosaiks und Bettenhaus.




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Halle erfreute sich bis in die 1990ern Jahren eines großen Reichtums an öffentlichen Mosaiken. Noch heute sind viele davon erhalten und dank zahlreicher Renovierungen in gutem Zustand. Den meisten Hallenser*innen, Hallor*innen und Hallunk*innen mögen nur die beiden großen Mosaike am alten HWG Haus am Riebeckplatz und an der Verkehrsbehörde zwischen Bruchsee und Stadion Neustadt bekannt sein. Beide sind von Josep Renau, der eigens dafür aus Spanien anreiste und mehrere Jahre in der DDR lebte. Doch es gibt viel mehr.

Ein meist nicht aus erfreulichen Gründen erfolgender Besuch des Universitäts-Krankenhauses in Kröllwitz kann mit dem Genuss des circa 3 x 5 m großen Mosaiks abgemildert werden. Im Erdgeschoss des Bettenhauses IV genießt die Betrachterin im Vorbeigehen das Mosaik aus dem Jahr 1981. Es zeigt eine idyllische Szene mit halbnackten und nackten Menschen, die in harmonischer Natur das Leben genießen. Das Motiv gehört in das Genre der Schäferbilder oder Loci Amoeni. In der DDR gab es neben den kämpferischen und politischen Motiven dieses Genre des Guten Lebens. Diese Mosaike waren selten und sind heute noch seltener.

Obwohl das Mosaik nicht von einem international anerkannten Künstler wie Josep Renau stammt, ist es doch wertvoll und erhaltenswert.

Es gibt die guten und schlechten Zeiten im Leben von Nationen und Städten. Mosaike entstehen in den guten Zeiten. Sie sind unnützlich, sie produzieren nichts und sie werfen weder Geld noch Produkte ab. Mosaike sind seit der Frühantike eine Form von Kunst im öffentlichen Raum: nicht nützlich aber schön, eine Freude für das Auge der Vielen. Denn sie sind haltbar und robust und können dennoch grazil sein. Bodenmosaike haben bis zu 2 1/2 Tausend Jahre überdauert. Meist waren sie in römischen Villen nur den Besucher*innen ersichtlich. Aber manche Mosaike waren in Tempeln und Amtsgebäuden und so jederfrau zugänglich. Im Gegensatz zu Gemälden sind sie haltbar und eine Attacke der letzten Generation mit Lebensmittelfarbe würde ihnen gar nichts anhaben.

Unser Mosaik in Kröllwitz könnte vielleicht auch noch 2000 Jahre erhalten bleiben. Alles was dafür nötig ist, ist etwas politisches Momentum. Das Präsidium hat sich offenbar in den Kopf gesetzt, alle Häuser aus der DDR abzureißen. Das Bettenhaus IV ist das letzte, das noch steht. Es gibt schon seit den 1980er Jahren immer wieder Beschwerlichkeiten mit den Wasserrohren. Die einzige Kur soll wohl eine Roßkur sein, nämlich der Abriss des ganzen Hauses aus dem Jahr 1981 samt Mosaik. Da ich zufällig in diesem Jahr, als das Haus gerade eingeweiht worden ist, im selben Krankenhaus das Licht der Welt erblickte, habe ich gar kein Verständnis für den ewigen Neuheitswahn. Kann nicht einmal etwas stehen bleiben, das gut ist, wie das Bettenhaus IV?

Die Initiative „Freundeskreis Mosaik am UHK“ fordert den Erhalt von Mosaik und Bettenhaus. Wer mitmachen möchte, kann ihr per Mail schreiben.

Mit dem Mosaikreichtum steht Halle zwar nicht mehr in einer Reihe mit Lissabon und Sao Paulo, aber im deutschen Vergleich kann sich die Stadt sehen lassen. Wie wäre es statt „Land der Frühaufsteher“ mit „Stadt der Mosaike“?

weiterführende Links:

https://klimaneustart.berlin/ (Bauwende Volksentscheid gegen Abriss in Berlin)

https://abrissmoratorium.de/ (Architekten für ein Moratorium des Abrisses)

https://abriss-atlas.de/ (Atlas mit zu Zerstörung vorgesehenen Gebäuden)

https://end-cement.earth/ (neue Vernetzung gegen die Zementindustrie, für eine Ende des Abrisses guter Gebäude.)

https://conny.de/ (Mieterberatung -und Versicherung bundesweit)

Der Beitrag gibt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder.

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