Wir sagen leise tschüss – auf Facebook

Warum wir unsere Facebook-Seite dichtmachen

von | veröffentlicht am 30.08 2020

Der Facebook-Auftritt von Transit wird bald Geschichte sein. In diesem Beitrag erklären wir, warum wir uns aus dem sozialen Netzwerk zurückziehen.




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Seit unserer Gründung sind wir bei Facebook aktiv. Das hat uns zu Beginn dabei geholfen, unseren Blog und unser Projekt bekannter zu machen. In den ersten Monaten nahmen die Zugriffe auf unsere Artikel ihren Ursprung überwiegend aus dem weltweit erfolgreichsten sozialen Netzwerk.

Doch dies ist längst Geschichte. Auf Facebook ist für uns kaum noch etwas los. Und das liegt auch daran, dass uns die Motivation fehlt, dort noch so oft unterwegs zu sein und unsere Seite so intensiv zu pflegen, dass unser Angebot auch eine Chance hat, ohne Werbefinanzierung wahrgenommen zu werden.

Bislang haben wir uns immer noch gesagt: „Was soll’s, ein paar Menschen sehen uns da ja trotzdem noch“. Doch dieses Argument ist bei weitem nicht stark genug, dass wir zusätzlich zu unserer redaktionellen Arbeit auch noch motiviert sind, Zeit auf und mit Facebook zu verbringen.

Ausschlaggebend ist letztlich aber auch, dass Facebook einfach kein attraktives soziales Medium mehr ist, insbesondere nicht für die linke Bubble. Wer von Anfang an in diesem Netzwerk aktiv war und sich ein wenig an den Verlauf der Aktivitäten über das letzte Jahrzehnt hinweg erinnern kann, der dürfte gemerkt haben, wie sehr sich das Klima und der Content dort verändert haben.

Soziale Interaktionen sind dort längst in den Hintergrund getreten. Im Vordergrund stehen Seiten kommerzieller Unternehmen, die die Plattform nutzen, um ihre Inhalte möglichst breit zu streuen. Was durchaus sehr interaktiv begann ist nun völlig auf Konsum ausgerichtet – was wohl nicht zuletzt auch an der Altersgruppe liegt, aus welcher der Großteil der Nutzer*innen heute stammt.

Nicht zuletzt ist Facebook auch ein gefährlicher Monopolist geworden. Was das bedeutet, zeigt beispielsweise seine Bedeutung für die öffentliche Meinungsbildung.  Und der Umgang mit personenbezogenen Daten, auch von Menschen, die gar nicht Nutzer*innen des Netzwerkes sind, ist seit Jahren umstritten und ungeklärt. Ganz zu schweigen von Facebooks offensichtlichem Unwillen, wirksam gegen menschenverachtende Inhalte auf seiner Plattform vorzugehen.

Wer bei Facebook eine Seite betreibt, macht sich womöglich jederzeit mitschuldig, dass das Unternehmen personenbezogene Daten gebraucht, ja vielleicht sogar missbraucht. Ja es steht sogar infrage, inwiefern Seitenbetreiber ihre Facebook-Seite in Deutschland überhaupt rechtskonform betreiben können.

So lange Facebook unangefochtener Marktführer bleibt, wird es schwer für mögliche Alternativen. Solange man selbst bei Facebook bleibt, trägt man dazu bei, dass Facebook Marktführer bleibt.

Wir wollen gar nicht moralisieren. Schließlich bleiben wir auch vorerst auf anderen sozialen Kanälen wie Twitter oder Telegram aktiv, die auch immer wieder in der Kritik stehen. Doch irgendwo können wir ja anfangen, ohne uns gleich gänzlich aus allen Kanälen zurückzuziehen, über die wir unsere Angebote nun mal überhaupt unentgeltlich verbreiten können. Und letztlich ist Facebook auch jenes Netzwerk, das wir am bequemsten hinter uns lassen können, das wir am wenigsten vermissen werden.

Wir sehen uns woanders!