„Take back the Night“
Lautstarke Vorabenddemo zum 8. März in Halle
Am 07. März fand anlässlich des Feministischen Kampftags am 08. März eine Vorabenddemonstration unter dem Motto. „Take back the Night“ in Halle statt.
Etwa 150 Aktivist*innen versammelten sich zu einem FLINTA*-only Protest (FLINTA* – Frauen, Lesben, inter*, nicht-binär, trans*, agender) auf dem Hallmarkt und zogen anschließend lautstark durch die Innenstadt bis zum August-Bebel-Platz, wo die Abschlusskundgebung stattfand.
„In der Nacht vor dem 8. März wollen wir dem Patriarchat den Kampf ansagen und unseren Schmerz und unsere Wut teilen und diese gemeinsam auf die Straße bringen!“

Zum Protest hatten die Interventionistische Linke Halle, die Kritische Medizin Ortsgruppe Halle und das Feministische Bündnis 8. März Halle aufgerufen.
Im Aufruf hieß es „In einer Zeit in der alles Erkämpfte angegriffen und in Frage gestellt wird, ist es entscheidend, dass wir uns vereinen und für unsere Rechte und die Rechte aller marginalisierten Gruppen kämpfen“. Es sei kein Zufall, dass die „rechte, antifeministische Agenda“ oft Hand in Hand mit kapitalistischen Interessen gehe, die von der Ausbeutung und Unterdrückung von FLINTA* profitieren. „Die steigenden Zahlen an Femiziden, jüngste Angriffe auf CSD’s durch gewaltbereite Jungfaschos oder das Recht auf unseren Körper, welches überall auf der Welt immer mehr eingeschränkt wird zeigen, welche schrecklichen Zukunftsvisionen daraus folgen“.
Stattdessen wolle man in einer Welt leben, in der soziale Infrastruktur nicht den kapitalistischen Ökonomien und ihrem Profitstreben unterworfen sei, sondern sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiere. In verschiedenen Redebeiträgen ging es unter anderem um Femizide, den antifeministischen Backlash und den gesellschaftlichen Rechtsruck.
Am Rande der Demonstration wurden zweimal Banner von Hausdächern gehängt und Pyrotechnik gezündet.


Angriff auf den feministischen Protest am August-Bebel-Platz
Als der Demonstrationszug am August-Bebel-Platz ankam, warfen mehrere junge Männer Flaschen in Richtung des Protests. Infolgedessen kam es zu verbalen Auseinandersetzungen, die Polizei griff einige der männlichen Angreifer heraus.
Der Angriff auf die Demonstration wurde in der Mitteldeutschen Zeitung völlig verzerrt dargestellt. So hieß es in der Überschrift des Artikels „Krawalle am Bebelplatz – Großeinsatz der Polizei vor dem Frauentag“. Im Artikel wird dann der Angriff auf die Demonstration mit dem Abbrennen von Pyrotechnik auf dem Hausdach in einem Satz genannt. Dabei handelte es sich hier um eine solidarische Aktion mit dem Protest und einen Angriff durch junge Männer gegen die Demonstration, zwei völlig verschiedene Ereignisse, die ohne tatsächlichen Zusammenhang in einem Atemzug genannt werden.
Eine Zwischenüberschrift lautet „Frauenrechtsdemo eskaliert in Halle“, was eine Täter-Opfer-Umkehr darstellt, denn nicht die Demonstration ist eskaliert, vielmehr kam es zu einem Angriff.
Hier mit solchen reißerischen Überschriften zu arbeiten, die vermuten lassen, die Demonstration sei gänzlich in Gewalt ausgeartet, anstatt einen deutlichen Angriff als solchen zu benennen, ist mindestens journalistisch unsauber.
In einem weiteren Absatz wird erneut eine Mitschuld der Aktivist*innen suggeriert. Es heißt, das „Eskalationspotenzial“ habe sich schon vorher angedeutet, da im Vorfeld szenetypisch dazu aufgerufen wurde, sich gedeckt zu kleiden, um möglichst schwieriger identifiziert werden zu können.
Die Autor*innen der MZ legen mit diesem Artikel nahe, dass der Angriff erfolgt sein könnte, weil sich die Aktivist*innen im Vorfeld entsprechend geäußert hatten. Vielmehr haben sich die jungen Männer vermutlich an den Inhalten der Demonstration gestört.
Immerhin stellte die MZ eine frühere Version richtig, in der behauptet wurde, die Demonstrant*innen seien „über die Stränge geschlagen“.
Auf Instagram kündigte die IL Halle an, sich mit einem Statement zum Vorfall auf dem August-Bebel-Platz zu äußern. Bis zur Veröffentlichung dieses Artikels war dieses jedoch noch nicht Online.



Fotos: Noah Lorenz