„Kommt mit uns nach Schnellroda!“

Shake it up! Die Verhältnisse zum Tanzen bringen – 21.04.2018

Am 21.04.2018 findet in Schnellroda ein Aktionstag mit Workshops, einer Demonstration durch den Ort und Konzerten statt. Die Aktionen richten sich gegen das dort ansässige neurechte „Institut für Staatspolitik“ sowie den dazugehörigen Antaios-Verlag. Das Kollektiv „IfS dichtmachen“ organsiert seit 2 Jahren die Proteste im Ort. Wir haben den bevorstehenden Samstag zum Anlass genommen, ein kurzes Interview mit einer Vertreterin des Kollektivs zu führen.

Transit: Was erwartet uns am Samstag? 

Johanna: Wir planen eine gute Mischung aus inhaltlicher Auseinandersetzung und einer ordentlichen Feier. Ab 13 Uhr werden deshalb vor Ort verschiedene Workshops (Filmvorführung und Vortrag) stattfinden. Um 15:30 Uhr werden wir gemeinsam eine Demonstration durch den Ort durchführen und anschließend eine große Party mit namhaften Bands feiern. Wir freuen uns, dass wir Kobito, Todeskommando Atomsturn, Strom und Wasser und weitere für die Konzerte gewinnen konnten.

Transit: Was habt ihr bisher an Protesten vor Ort organisiert? 

Johanna: Wir organisieren seit 2016 die Proteste vor Ort und haben dabei schon unterschiedliche Formate ausprobiert. Neben der mittlerweile üblichen Demonstration durch das Dorf gab es zum Beispiel verschiedene Info-Punkte, eine mobile Siebdruck-Werkstatt und Kinder- und Familienbespaßung. Fest steht, dass wir den Ablauf der Akademien wesentlich gestört haben, weil die TeilnehmerInnen lieber vor dem Veranstaltungsort standen, um uns anzupöbeln, als den angeblich ach so spannenden Vorträgen zu lauschen. 

Die Mobilisierung hat mal mehr, mal weniger gut geklappt. Viele AnwohnerInnen trauen sich aus oben genannten Gründen nicht zu unseren Demonstrationen, was wir wenigstens teilweise nachvollziehbaren können, aber natürlich schade finden. Man muss aber auch beachten, dass Kubitschek massive Lügengeschichten und Hetzkampagnen gegen unseren Protest verbreitet. So warnt er die Bevölkerung regelmäßig vor randalierenden Horden, was natürlich wahnsinnig lächerlich ist, wenn man diese Aussage mit dem vergleicht, was bei unseren Aktionen tatsächlich auf der Straße passiert. Das merken die DorfbewohnerInnen natürlich nach und nach, aber es ist dennoch ein längerer Prozess. 

Transit: Warum fahrt ihr dieses Mal ein anderes Konzept? 

Johanna: Das hat mehrere Gründe. Zum einen wollten wir unseren Terminkalender nicht mehr ausschließlich nach den FaschistInnen richten, sondern unabhängig von Ihnen eine Alternative zum faschistischen Geschwurbel der IfS-AutorInnen aufzeigen. Unsere Alternative an diesem Samstag heißt ganz simpel: Solidarität, Humanismus, Offenheit und Spaß.  

Transit: Das „Kollektiv IfS dichtmachen“ ist eine noch recht junge Gruppe. Erzählt doch mal etwas über eure Motivation! 

Johanna: Es ist richtig, dass wir erst seit relativ kurzer Zeit unter dem Namen „Kollektiv IfS dichtmachen“ auftreten, allerdings besteht die Gruppe schon seit längerem. Die Frage, warum wir die Proteste vor Ort organisieren, ist relativ schnell beantwortet: Halle und Schnellroda kann man getrost als ein Zentrum der Neuen Rechten in Deutschland bezeichnen. Das „Institut für Staatspolitik“ in Schnellroda nimmt dabei als Organisations-, Vernetzungs- und Schulungsplattform für unterschiedliche Akteure der extremen Rechten einen sehr hohen Stellenwert ein und spielt eine große Rolle im Netzwerk der Neuen Rechten. Man kann die Identitäre Bewegung, das IfS, die AfD und Burschenschaften nicht getrennt voneinander betrachten. Diese Akteure haben eine Arbeitsteilung gefunden und beeinflussen sich gegenseitig. Ort der Vernetzung ist dabei immer wieder Schnellroda mit den zweimal jährlich im Sommer und Winter stattfindenden Akademien. 

Insofern spüren wir eine gewisse Verantwortung, diesen Akteuren ihre Homezone streitig zu machen. Wir sind überzeugt davon, dass sich Widerstand gegen die Neue Rechte und Nazis nicht nur in Großstädten, sondern auch in ländlichen Regionen realisieren lässt. Wir sind die erste Gruppe, die sich explizit mit dem Thema IfS auseinander setzt. Vereinfacht gesagt: Wenn wir es nicht tun, tut es niemand. Andererseits wissen wir, dass es vor Ort AnwohnerInnen gibt, die entschiedene GegnerInnen des IfS sind, auch wenn das nach außen nicht oft kommuniziert wird. Die Stilisierung Schnellrodas als Zentrum der Neuen Rechten geht ja auch ein gutes Stück auf die Inszenierung Kubitscheks zurück, welche wir mit unseren Aktionen aufbrechen wollen. Wir möchten Ihnen eine Alternative aufzeigen und sie in ihrer Meinung bestärken. Und zu guter Letzt: Uns macht die Arbeit auch einfach Spaß. Unsere Gruppe funktioniert sehr gut, es sind Freundschaften über politische Differenzen hinweg entstanden und wir sind in der Lage, innerhalb kürzester Zeit einiges auf die Beine zu stellen. 

Transit: Wie schätzt ihr denn die Lage vor Ort ein? Es wäre ja einfach, Schnellroda als „rechtes Netz“ abzustempeln. 

Johanna: Richtig ist, dass es vor Ort keine oder kaum öffentliche Unmutsäußerungen gegenüber Kubitschek und dem IfS gibt. Richtig ist auch, dass es einige Menschen in Schnellroda und in der Region gibt, die entweder kein Problem mit faschistischer Ideologie haben oder diese sogar gut heißen. Das finden wir natürlich schlimm und wollen da auch nichts beschönigen. 

Wir wissen aber auch, dass es direkt vor Ort viele Menschen gibt, die ein ernstzunehmendes Problem mit Kubitschek und dem IfS haben, aber aus teils nachvollziehbaren, teils weniger nachvollziehbaren Gründen vor einer öffentlichen Unmutsäußerung zurückschrecken. Zum einen strahlen Kubitschek und die AkademieteilnehmerInnen eine gewisse Gefährlichkeit und Gewaltbereitschaft aus, die ja auch ihrer Ideologie immanent ist. Zum anderen handelt es sich bei Schnellroda um ein sehr kleines Dorf. Man sieht sich dementsprechend oft und ist den Akteuren der Extremen Rechten jeden Tag ausgesetzt. Zudem lud Kubitschek in der Vergangenheit das gesamte Dorf vor und stellte die AnwohnerInnen zur Rede, sobald öffentlich Kritik geäußert wurde. So wird natürlich Druck erzeugt. Nichtsdestotrotz wünschen wir uns natürlich, dass die AnwohnerInnen mutiger werden und wir hoffen, dass wir mit unseren Aktionen dazu ein Stück beitragen können. Denn auch wenn sich viele DorfbewohnerInnen bisher nicht zu unserer Demo trauen, wissen wir, dass wir einen partiellen Rückhalt bei ihnen haben. 

Transit: Wie kann man Euch unterstützten? 

Johanna: Am besten unterstützt ihr uns, indem ihr am Samstag mit uns nach Schnellroda kommt! Lasst uns den AnwohnerInnen zeigen, dass es auch anders geht, dass auch positive Botschaften aus Schnellroda in die Welt entsendet werden können, lasst uns den neurechten Spinnern vom IfS zeigen, dass sie selbst in ihrer vermeintlichen Homezone mit entschlossenem Protest rechnen müssen und schließlich: Lasst uns eine gute Party feiern! Es gibt außerdem einen kostenlosen Busshuttle von Halle nach Schnellroda und zurück. Checkt dafür unsere Facebookseite sowie unseren Blog https://ifsdichtmachen.noblogs.org/. Es gibt zudem die Möglichkeit, sich vom Bahnhof in Karsdorf abholen zu lassen. Also liebe Leute: Keine Ausreden und am Samstag die Provinz rocken! 

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