Symbolbild Corona

Du brauchst Geld? Oder du hast Geld?

Ein Aufruf von Corona Direct Support in Halle/Saale

Solidarität bedeutet für uns, über unser eigenes Umfeld hinaus, Menschen zuzuhören, was sie brauchen und was sie sich wünschen.

Krisen wie die, die wir gerade erfahren, erleben Menschen sehr unterschiedlich. Wie entspannt wir mit der Corona-Pandemie umgehen, hat etwas damit zu tun, ob wir zu einer der Risikogruppen gehören und ob es eine finanzielle Absicherung gibt: wer Rücklagen hat, Freund_innen oder Verwandte, die etwas leihen können, wer auf staatliche Töpfe zugreifen kann. Und das hat nichts mit harter Arbeit zu tun, sondern mit gesellschaftlichen Machtverhältnissen. Solidarität bedeutet deshalb für uns, über unser eigenes Umfeld hinaus, Menschen zuzuhören, was sie brauchen und was sie sich wünschen. Solidarität schließt also auch ein: Menschen in Geflüchteten-Lagern, hier und an den Grenzen Europas, Menschen in den Obdachlosen-Heimen, in Knästen, in Gewalt-Haushalten, Sexarbeiter_innen und alle Menschen, die durch Soforthilfe-Netze fallen. Solidarität, gerade aus einer linken Perspektive, muss auch eine Umverteilung von Kohle bedeuten.

Dafür gibt es seit ein paar Tagen die Corona Direct Support Initiative in Halle/Saale. Die Idee dahinter: Menschen, die Geld brauchen mit Menschen, die Geld geben, zusammenzubringen. Und das geht so: Mit einem Formular gibst Du uns deine Kontaktdaten, wenn Du Geld geben kannst. Wir melden uns dann bei Dir und laden Dich in eine Telegram-Gruppe ein, über die wir die Verteilung organisieren. Dort posten wir immer den aktuellen Bedarfsfall, Menschen können dann in der Gruppe oder privat an uns schreiben, mit wie viel Geld sie den konkreten Fall unterstützen können. Dann schreiben wir Euch, wohin ihr eure Spende überweist.

Was uns motiviert
Wir wollen vor allem Menschen unterstützen, die sowieso schon Schwierigkeiten haben, weil wir in einer sehr ungleichen Gesellschaft leben. Und die jetzt in einer finanziellen Notlage sind. Tatsächlich zeigt sich das auch deutlich in den Anfragen, die wir bekommen. Die Menschen, die wir bisher unterstützt haben, sind BiPoC (Schwarze, indigene Menschen und People of Color) in prekären Beschäftigungsverhältnissen, Migrant_innen ohne deutschen Pass, Sexarbeiter_innen – also Menschen, die strukturell weniger Zugänge zu unterschiedlichen Ressourcen haben. Hier geht es nicht darum, den Gang zum Jobcenter oder das lästige Leihen von Geld bei Freund_innen zu ersparen, sondern diejenigen zu unterstützen, die doppelt isoliert werden: durch Corona – und durch alltägliche, strukturelle Diskriminierung. Das können auch trans, inter, nicht-binäre Menschen oder Menschen mit Schwerbehinderung(en)/ chronischen Erkrankungen sein, Menschen, die teure Medikamente bezahlen müssen oder die Angehörige mitfinanzieren.

Wenn Du finanzielle Unterstützung brauchst, melde dich bei uns!

Woher weiß ich, was mit dem Geld passiert?
Wir wurden auf Transparenz angesprochen. Wir sind eine selbstorganisierte Gruppe – leider können wir Eeuch nicht mehr geben als unser Wort. Wir stehen mit den Menschen, für die gesammelt wird, direkt in Kontakt. Ihr spendet das Geld direkt an sie – wir vermitteln nur den Kontakt und wollen die Anonymität der Mitmachenden unbedingt herstellenWenn ihr Zweifel habt – bei so einem Thema sehr verständlich – könnt ihr uns eine Mail schreiben und gerne selbst nachspüren, ob ihr uns für vertrauenswürdig haltet.Wir sind eine Gruppe aus aktuell vier jungen Menschen in Halle, die nicht einfach zusehen wollen, wie Menschen in Existenz-Nöten alleine bleiben.

Wir stehen ganz am Anfang, und haben mit ein paar Erfahrungen aus Berlin begonnen. Wir freuen uns umso mehr, dass bereits über 4500 Euro solidarisch an zehn Menschen umverteilt werden konnten. Es melden sich beständig Menschen bei uns. Menschen, die Geld brauchen und Menschen, die Geld geben. Aber auch Menschen, die mit anderen Fertigkeiten unterstützen können, zum Beispiel Grafikdesign, Übersetzungen oder Fundraising. Das ist toll und zeigt uns, dass die Plattform wichtig ist. Teilt den Aufruf, sprecht mit euren Freund_innen und Nachbar_innen über die Initiative, sodass wir gemeinsam noch mehr Geld solidarisch umverteilen können.

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