„Die Realität hat performativ Regie geführt.“

Trainer:innen – Ein Interview mit dem freien Ensemble p&s und dem WUK Theater Quartier

von | veröffentlicht am 27.10 2022

Beitragsbild: Polina Tretjakow

Das freie Ensemble p&s führt in Kooperation mit dem WUK Theater Quartier die Produktion Trainer:innen auf. „Zehn Trainer*innen in ihren jeweiligen irren Annahmen, dass die Welt sie braucht“, heißt es in der Ankündigung. Über Grenzerfahrungen, Absurdität, Recherche im Sporthotel und Musik im Sport. Höher, schneller, weiter.




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Jessica Herrmann: Das Theaterstück ist eingebettet in ein Kapitel namens „Olympia“. Was sind die Hintergründe dieses Kapitels? Wie kam die Idee dazu und wie ist es konzipiert? 

Sylvia Eck (Schauspielerin und Regieassistenz): Das Theaterstück Trainer:innen ist eine Kooperationzwischen dem WUK Theater Quartier und dem Freien Ensemble p&s. Dass Kapitel Olympia wurde als Spielzeitkapitel vom WUK selbst kuratiert und konzipiert.

Patrick Jungwirth (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im WUK): Unser Theaterjahr gliedert sich in sogenannte monothematische „Kapitel“, die sich immer neuen Schwerpunkten zu gesellschaftlich aktuellen Themen und Tendenzen widmen. Diese laufen über meist zwei Monate – Produktionen und Begleitveranstaltungen sind unter dem jeweiligen thematischen Blickwinkel entwickelt und kuratiert. Diesen Herbst heißt das Kapitel Olympia. In diesem Rahmen beschäftigen wir uns mit den Themen Sport, Siegen und Verlieren, Sportkult, aber auch mit Gaming und E-Sport. Wir haben neben unseren analogen Veranstaltungen auch einen großen Anteil von digitalen Veranstaltungen in unserem Spielplan.

Tom Wolter (Regisseur im Ensemble p&s und künstlerischer Leiter im WUK): Dazu vielleicht noch ergänzend – das Thema E-Sport und Digitalität ist ein Thema, das uns seit ca. zwei Jahren berührt und interessiert.

 

Warum gerade E-Sport? 

Tom: Corona-bedingt haben wir über verschiedene Varianten nachgedacht und neue Sendungen erfunden, wie das Digitalquartier und das digitale Spielfeld. Das waren tolle, neue Projekte, die da entstanden sind. Es gibt seit 10, 15 Jahren in den freien darstellenden Künsten ganz viele Formate, die hybrid sind oder sogar nur online stattfinden. Für uns alle ist das ein Feld, das uns beschäftigt. Uns als Haus hat da aber vor allem Corona hineingeschubst. Zudem sind wir als Haus auch nicht spartenbezogen. Sprich wir machen keine Abgrenzung zwischen z.B. Schauspiel, Performance und anderen Theatersparten. Die Themensetzung des Sports in diesem Spielzeitkapitel geht unter anderem darauf zurück, dass sich das Ensemble bereits damit beschäftigt hatte. Auch in der bundesweiten Szene beschäftigen sich gerade viele mit Sport. Daran anlehnend haben wir versucht, eine Förderung für das Thema E-Sport, hybrid und online zu bekommen. Dies haben wir auch erfolgreich bei der Kulturstiftung des Bundes im Programm „dive in. Programm für digitale Interaktion“ erreicht. Dies war dann die Grundlage des ganzen Kapitels. Es gab schon länger die Idee, verbunden mit der Frage nach einer Finanzierung. Auch die Diskussion um Olympia und Fußball-WM hat zu der Themensetzung beigetragen.

 

„Man ist mit dem Körper konfrontiert, man kann da nicht raus.“

 

Ihr habt erzählt, dass ihr euch als Ensemble bereits länger mit dem Thema Sport auseinandergesetzt habt. Zeichnet dies Trainer:innen auch aus?

Sylvia: Es gab ein Recherchestipendium für Lena Mühl und Ada Biljan, die auch Teil unseres Ensemblessind. 

Samuel Mager (Schauspieler und Mitverantwortlicher für die Musik): Mit Beratung von Christian Hess.

Sylvia: Genau, Christian Hess hatte auch eine Residenz. Lena und Ada haben im Rahmen dieses Stipendiums und ihrer Residenz am WUK Theater Quartier Material zum Thema Leistungssport gesammelt. Dieses Material war wie eine Grundlage, auf welcher wir mit unserem Stück aufgebaut haben. Als Ensemble haben wir uns dann entschieden, gemeinsam an eine Sportstätte zu fahren. Wir sind nach Naumburg in das Sporthotel gefahren und haben dort zusammen Sport gemacht. Das hat zum einen das Ensemble-Feeling nochmal gestärkt, denn wir waren vorher ja auch in unterschiedlichen Produktionen und nicht alle gemeinsam. Aus dieser Erfahrung haben die Musiker*innen für sich Impulse mitgenommen, aber auch wir als Spielerinnen und Spieler. Wir haben uns dann auch dafür entschieden, ein Sportereignis gemeinsam anzuschauen.

 

Und das war dann das Fußballspiel?

Sylvia: Genau. Wir sind da alle mit Aufgaben hineingegangen. Zum Beispiel eine Situation auf dem Spielfeld beobachten und diese mit in die nächste Probe mitbringen. Oder auch einen Fan beobachten und in die nächste Probe mitbringen. Das es eine Recherche im Vorhinein gibt, zeichnet eigentlich jede Produktion von uns aus. 

Samuel: Gerade bei dieser speziellen Recherche zu Sport ist uns durch diese praktische Arbeit klar geworden, dass es ganz viel um Grenzen geht. Im Probelager bzw. auf der Klassenfahrt im Sporthotel war eine der ersten Beobachtungen, dass es immer darum geht, einen Ticken weiterzugehen als es eigentlich geht. Sowohl in der Recherche, in der Beobachtung von Sport aber auch in der Inszenierung ist dies ein ganz zentrales Thema. 

Sylvia: Das Thema Grenzen ist wirklich sehr zentral. Egal ob es jetzt körperlich, psychisch, moralisch oder ethisch ist. 

Elsa: Ich merke auch, dass man so auf seinen Körper zurückgeworfen ist. Man ist mit dem Körper konfrontiert, man kann da nicht raus. Man kann nur mit den Gegebenheiten des Körper oder dem Doping dazu agieren. Man ist locked-in, habe ich das Gefühl. 

Samuel: Das kann ich auch aus meiner Erfahrung heraus bestätigen, da ich im späteren Verlauf der Produktion Corona hatte. Jetzt geht es mir wieder besser, aber leider noch nicht so, dass ich meinen Körper wieder voll belasten kann. Meine Trainerfigur ist zwar nach wie vor in der Produktion dabei, denn wir haben Wege gefunden, wie ich künstlerisch trotzdem voll teilnehmen kann – aber aus der Staffel bin ich raus. Und das ist wie zufällig die perfekte Repräsentation von dem, was wir untersuchen. Du bist als Team unterwegs – denn wir als Ensemble sind ja auch ein Team in der Kunst – dann hat eine Person eine Einschränkung. Sie hat Corona oder bricht sich den Fuß. Jetzt sind wir im Umgang sehr solidarisch miteinander, weswegen ich nicht einfach nach Hause geschickt wurde. Sondern wir haben eben künstlerisch andere Wege gefunden. Dennoch hatte ich das Gefühl, auf meinen Körper zurückgeworfen zu sein.

Elsa: Ersatzbank.

Samuel: Genau, wegen der Krankheit. Als ich dann aber wiederkam, konnte ich gar nicht mehr an das Leistungsniveau der anderen anknüpfen.

Sylvia: Ich hatte auch Corona. Ich habe dann auch festgestellt, dass man sofort wieder mithalten möchte. Dieses man hätte etwas verpasst oder man war eine Woche nicht beim Training, wenn man es auf den Sport übertragen möchte. Man möchte aber mit den anderen mithalten. Das ist total komisch, denn eigentlich stehen wir als Ensemble gar nicht in einem Wettbewerb zueinander. Der Körper signalisiert einem sehr, sehr viel. Das haben wir alle während der Proben nochmal mehr gelernt. 

Samuel: Die Realität hat performativ Regie geführt.

Sylvia: Wir haben außerdem von Vornherein festgestellt, dass der Sport, wie Elsa schon angesprochen hat, in all unsere Lebensbereich hineingreift. Sport ist Politik, er ist Wirtschaft, Kapitalismus, Hobby, Spaß, Selbstoptimierung. Es gehen viele Türen auf, wenn man sich mit dem Thema Sport beschäftigt.

 

Wie geht ihr mit dieser Vielfalt der Dimensionen in dem Stück um?

Sylvia: Wir hätten es einerseits schade gefunden, wenn man alles nur anschneidet. Es ist aber genauso schwer, sich einen Punkt herauszusuchen, den man genauer thematisiert. Aus diesem Grund haben wir den Weg über die Figur der Trainer*in gewählt. Im Fokus stehen daher also Trainer*innen bzw. das Thema Training.

 

„Sport geht in vielen Bereichen ins Absurde.“

 

In eurem Stück soll es u.a. auch um die Tiefen des Profi- und Leistungssports gehen, sprich Leistungsdruck, Doping oder sexueller Missbrauch. Dienen auch hier die Figuren der Trainer*innen als Vermittelnde?

Elsa: Es wird zum Teil gar nicht so plakativ vermitteln, sondern ist eher in den Charakteren enthalten. Die Figuren haben eine bestimmte Biografie. Es war immer wieder eine spannende Überlegung, ob man z.B. den Doping-Vorwurf dokumentarisch spielt, oder ob man eher Impulse für ein Nachdenken im Publikum setzt. Mit dem Stück wollen wir auch anregen, dass sich selbst auch eigene Geschichten dazu gedacht werden. Es wird nicht alles zu Ende erzählt.

Samuel: Zumal wir ja auch alle Berührungen mit Sport haben. Selbst die, die keinen Sport treiben. Denn auch in dieser Negation liegt ein Verhältnis zum Sport, da dieser ein gesellschaftlich zentrales Thema darstellt. Was uns als Zugriff auf das Thema interessiert hat und auch einen zentralen Punkt darstellt, ist auch die Absurdität, die im Sport steckt. Hier denke ich z.B. an die Leute, die mit dem Auto zum Fitnessstudio fahren, um ihren Körper zu trainieren und dann mit dem Auto wieder nach Hause fahren. Bewegung war ursprünglich archaisch, es ging ums Überleben. Man reproduziert im Sport nun diesen Überlebenskampf im Spiel. Darin steckt eine krasse Absurdität. Diese steigt nochmal, wenn es um Doping geht. Da machen Menschen ihren Körper mit hochaggressiven Drogen kaputt, um in einem Spiel zu gewinnen, welches an sich zunächst keinen Wert hat. Das soll nur als ein Beispiel dienen, doch Sport geht in vielen Bereichen ins Absurde. Wie er in der Gesellschaft zelebriert wird, oder auch die Diskussion um die Gehälter und die im Hintergrund stattfindenden Finanztransaktionen, insbesondere beim Fußball. Es ist spannend, da mit einem lachenden Auge draufzuschauen.

 

In eurer Ankündigung habt ihr geschrieben, dass die Trainer*innen als „Entertainer*innen“ agieren und komisch interpretiert werden. Für mich hat dies beim Lesen den Eindruck eines Kontrastes zu den schwer und ernst erscheinenden Themen wie Leistungsdruck, Doping oder sexuellen Missbrauch ausgelöst. Entsteht hierdurch im Theaterstück ein Spannungsverhältnis?

Sylvia: Zunächst muss gesagt werden, dass wir alle keine Leistungssportler sind. Aus unserem Ensemble ist nicht einmal jeder Hobbysportler. Aus diesem Grund haben wir uns auch dagegen entschieden, irgendetwas zu behaupten. Etwa einen professionellen Boxtrainer zu spielen. Da hätte es noch mehr Vorarbeit gebraucht, bspw. in Form eines Coachings. Die Trainer*innen sind daher eher als Karikaturen zu verstehen. Genau hier wird erneut die Absurdität aufgegriffen. Ob das nun Doping ist, was da passiert ist oder anderes, was mit Sport zu tun hat – es ist immer komisch, es ist immer absurd. Wie Samuel schon gesagt hat: Menschen machen Sport und sind zielstrebig. Und dann machen sie sich ihren Körper kaputt mit Dopingmitteln. Oder sie machen einen Mannschaftssport, der nicht mehr funktioniert, wenn ein Spieler weniger da ist. Und dennoch sind alle Spieler Einzelgänger. Und genau deshalb passt es ganz gut, dass die Trainer*innen Karikaturen sind, die natürlich aus Vorurteilen entstehen, aus Klischees, die man hat. Aber mit denen auch gespielt wird. 

Elsa: Wir arbeiten auch sehr viel mit Montagetechnik und Überblendungen, sodass die Szenen fast nie ausgespielt werden. Denn man kann auch auf Wikipedia oder Google nachlesen, was genau wann und wo passiert ist. Aber natürlich haben wir Bezug auf echte Vorfälle genommen und diese dann abgewandelt. Es ist also nicht immer nur komisch. Es ist auch so, dass das Stück an sich sehr anstrengend ist. Es ist kein Fake, dass wir und auch die Publikant*innen danach vollkommen fertig sind. Das Stück geht darüber hinaus, dass man danach sagt „Oh schön war´s, nettes Thema“. Es konfrontiert vielmehr mit den eigenen Grenzen.

 

„Das will ich jetzt nicht mehr sehen, das wird mir zu viel!“

 

Mit den eigenen Grenzen im Sinne von …?

Elsa: Die Publikant*innen könnten auch sagen „Das will ich jetzt nicht mehr sehen, das wird mir zu viel! Könnt ihr jetzt mal aufhören?“. Wir haben zum Schluss etwa ein Rondell der Eskalation. Was da passiert, verraten wir an dieser Stelle noch nicht, aber es kommt die Frage auf, wo der Leistungssport eigentlich aufhört, wenn der erste Platz erreicht ist. Wo hört Leistung auf? Wann sagt jemand Stopp?

Samuel: Aus einer ästhetischen Sicht, auch unabhängig von dem Thema des Sports, muss das auch gar kein Widerspruch sein. Eine gewisse Tragik kann auch mit Humor gespielt werden. Ich würde schon behaupten, dass wir alle im Ensemble grundsätzlich dazu bereit sind, diese Themen und diese emotionalen Zustände nebeneinanderzustellen. Natürlich muss man es respektvoll machen, ich kann mich nicht lustig über Menschen machen, die schlimme Sachen erlebt haben. Aber dies ist auch nicht, was ich meine. Ich empfinde eine Dramatik, die sich total in diesem Überseriösen und Pathetischen verliert respektloser gegenüber einem furchtbaren Vorfall, als wenn ich diesen mit einer gewissen Leichtigkeit miterzähle. Denn leider berührt der Sport ebenso, wie er auch alle Gesellschaftsbereiche berührt, auch sehr düstere Bereiche. Aber eben auch nicht nur. Es geht nicht darum zu sagen, dass Sport furchtbar oder abzulehnen sei.

Sylvia: In unserem Stück ist es vielmehr ein Spielen mit den Schockmomenten. Das Aufgreifen des „Das ist mir jetzt zu viel, das will ich jetzt nicht mehr sehen“. Damit wird eher gespielt, als dass wir irgendeine Geschichte von etwas nacherzählen, dass wir nicht selbst erlebt und zu dem wir keine Berührungspunkte haben. 

Samuel: Ich meine düstere Vorgänge passieren auch in der Normalität einer Gesellschaft. Wenn ich eine RTL-Reportage habe, die im Hintergrund düstere Klaviermusik einspielt, dann ist dies eine Inszenierung. Und das ist für uns ästhetisch gar nicht interessant. Furchtbares passiert in der Normalität und muss daher auch in einer Normalität erzählt werden. Und in der Normalität können zehn Leute Spaß haben, während sich im Nebenraum beim Training etwas Schlimmes ereignet. Ich will darauf hinaus, dass es keine Respektlosigkeit ist, wenn man in einer Gleichwertigkeit erzählt. Es ist vielmehr eine Form von Sachlichkeit.

 

Könnt ihr einen Ausblick auf die Figuren geben, die ihr verkörpert?

Sylvia: Es handelt sich um ganz unterschiedliche Charaktere und Sportarten. Vom Boxen bis zum Rechenkünstler über Ag(g)royoga. Und eben auch von hochmotiviert über extrem emotional und immer den Tränen nahe bis hin zu aggressiv und desinteressiert. 

Samuel: Was die Figuren auf jeden Fall gemeinsam haben ist ihr Interesse, sich zu vermarkten. Da spielt auch wieder das mit hinein, was Tom am Anfang zum Kapitel Olympia gesagt hat, insbesondere bezüglich der Digitalität. Denn eigentlich ist die moderne, individualisierte Art von Sport und Coaching untrennbar mit Social Media verbunden! Die Akteure befinden sich hier bereit im Influencer*innenbereich. Ich glaube, dass das heute gar nicht mehr zu trenne ist. Die klassische Trainer-Figur steht dann schon eher entgegengesetzt und ist ja fast schon vom Aussterben bedroht. Aber die Frage, wie man sich und sein Coaching an die Welt verkaufen kann, ist auch eine, die uns in dem Stück sehr interessiert. 

Sylvia: Und jede Figur hat ein Motto. Es gibt zum Beispiel Götz Brandauer. Der ist ein Rechenkünstler, löst Rechenaufgaben und Zahlenketten mit dem Motto: „Heute zählt’s!“. 

Patrick: Daran tritt dieser Marketingaspekt auch nochmal sehr deutlich hervor.

 

„Sport funktioniert auch nicht ohne Musik.“

 

Samuel, du hast anfangs gesagt, dass du mitverantwortlich für die Musik bist. Welche Rolle nimmt diese bei dem Theaterstück ein?

Samuel: Ich möchte vorwegsagen, dass ich einer von mehreren Musikern im Ensemble bin. Wir sind in dieser Produktion auch alle musikalisch aktiv. Unsere Vorrecherche hat uns nach Naumburg ins Sporthotel geführt. Wir haben dort im klassischsten Sinn neben Schulklassen und älteren Menschen an Sportgeräten in diesem Sporthotel trainiert, um zu recherchieren und uns einzustimmen. Einer der ersten Zugriffe war meiner Meinung nach, dass Sport total nah am Nationalismus aufgebaut ist. Man ist sofort bei Hymnen, wenn man musikalisch denkt. Man ist sofort bei diesem Pathos. Und man ist auch ganz schnell bei der Frage nach Leistungssteigerung. Wenn du Joggen gehst, was machst du dir dann an? Viele hören da Minimal Flow. Die Musik ist ganz oft an einer Form von Doping gebaut. Die Musik ist natürlich nicht illegal und zerstört mich nicht, aber sie pusht mich in irgendeiner Form. Und dagegen dann der andere Moment, der innehält, wo die Fahne hochgeht und wo die Hymne erklingt.

Elsa: Und Fangesänge sind auch ganz grundlegend. Wenn Männer in Deutschland singen, dann singen sie meist in einem Stadion. 

Samuel: Wir waren auch für die Recherche unter anderem bei einem Fußballspiel im hohen Amateurbereich und haben dort eben auch die Stadiongesänge analysiert. 

Sylvia: Musikalisch ist es so, dass sich unsere Produktionen durch ein sehr enges Spiel zwischen Musik, zwischen musikalischer Gestaltung und dem, was schauspielerisch, textlich und bühnlich passiert, auszeichnet. Das ist glaube ich auch ein Ensemblemerkmal, dass bei unseren Stücken die Musik automatisch mitgedacht wird. Die Musiker sind die engen Partner und agieren auf der Bühne als gleichwertige Akteure.

Samuel: Führen auch teilweise.

Sylvia: Genau, teilweise führen sie auch, was stattfindet. Sport funktioniert nicht ohne Musik. Und deshalb ist die Musik auch sehr charakterisierend für einzelne Szenen und führt in diesem Stück auch wieder viel.

Elsa: Die Texte sind grundsätzlich auch selber gestaltet. Wir haben zum Beispiel eine Hymne von Juliane Blech und einen Chortext von Lena Mühl. Wir haben auch unsere eigenen Figurentexte selbst geschrieben. Es handelt sich somit auch um künstlerische Texte.

 

Dann bedanke ich mich bei euch für das Interview!

In dem Theaterstück "Trainer:innen"

setzt sich das p&s Ensemble in Kooperation mir dem WUK Theater Quartier künstlerisch mit körperlichen Defiziten auseinander, mit Trainingszielen und Wettkampfgeist, Scheitern und Siegen. So entstanden unterschiedliche Trainer:innenfiguren, die sich bereit machen, andere zu ihren Bestleistungen zu bringen.
Nächste Spieltermine:

Mittwoch, 02.11.2022 – 20:30 Uhr
Freitag, 04.11.2022 – 20:30 Uhr
Samstag, 05.11.2022 – 20:30 Uhr

Jessica Herrmann

ist Teil der Transit Redaktion. Neben Studium und Lohnarbeit geht das meiste ihrer Zeit für politische Themen drauf.

Der Beitrag gibt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder.