Der Aufbruch ins Nichts

Die Sterntagebücher nach Stanislaw Lem von Hans-Jochen Menzel auf der Bühne des WUK-Theaters

von | veröffentlicht am 01.07 2023

Lems Sterntagebücher gehören, wie auch andere Bücher des Autors, zu den Klassikern der Science-Fiction-Literatur. Sie wurden, ob ihrer absurden Themen und ihres noch absurderen Protagonisten, oft als Münchhausen-Geschichten im Weltall beschrieben. Doch sind sie vor allem ein Beispiel dafür, wie das Genre Science-Fiction in der Lage sein kann, sowohl existenzielle wie auch gesellschaftliche Fragen zu verhandeln. Wie die Inszenierung von Hans-Jochen Menzel damit umgeht, behandelt dieser Essay.

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Der braune Blumenstrauß

Nazis und rechte Netzwerke in deutschen Sicherheitsbehörden

von | veröffentlicht am 23.05 2023

Der Anschlag in Halle, die Morde in Hanau und Nazinetzwerke in Behörden. Sie alle haben eines gemeinsam: massive Versäumnisse in der Aufarbeitung rechter Gewalt seitens staatlicher Akteur*innen, die sich anscheinend nur aus einem weitreichenden strukturellen Problem deutscher Behörden erklären lassen. Die Initiative „EntnazifizierungJetzt“ aus Berlin setzt sich seit 2020 dafür ein, die Verbindungen deutscher Sicherheitsbehörden und rechter Netzwerke aktiv aufzuarbeiten. Um ihre Arbeit der letzten Jahre vorzustellen, hat die Initiative einen Vortrag bei Radio Corax gehalten.

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Queere Revolutionen

„Der Rosenkavalier“ an der Oper Halle

von | veröffentlicht am 11.04 2023

Die Gesellschaften im Europa um 1900 nach mehreren Revolutionen sind alles andere als revolutionär gestimmt. Mehr oder minder geglückte staatliche Einheiten, die Etablierung industrialisierter Volkswirtschaften und staatlicher Bürokratien, die Inklusion der einstigen Revolutionäre in den Machtapparat und letztlich sind allesamt auf dem Weg in den Ersten Weltkrieg. In dieser Zeit schrieb Richard Strauss seine Musikkomödie „Der Rosenkavalier“ nach einem Libretto von Hugo von Hofmannsthal. Ursprünglich war die Handlung in der Mitte des 18. Jahrhunderts verortet. Die nun von Walter Sutcliffe realisierte Neuinszenierung an der Oper Halle verlegt das Stück in eine nicht genau definierte industrialisierte Moderne, in der neben einer Vielzahl von Verweisen auf verschiedene Moden der Neuzeit unübersehbare Referenzen auf die Zeit um 1900 (die Entstehungszeit des Rosenkavaliers) aufgeführt werden. So wird die Frage nach den im Stück verhandelten gesellschaftspolitischen Themen neu gefasst. Ein Essay über die Möglichkeit sozialen und künstlerischen Aufbegehrens.

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„Gib uns Kohle!“

Eine Performance-Installation am WUK Theater über die DDR-Zwangsarbeit im Bergbau

von | veröffentlicht am 27.02 2023

Die Goitzsche ist das touristische Aushängeschild in Bitterfeld. Doch warum redet neben den Badestränden kaum jemand über die Geschichte des Sees? Das neue Stück „Von Insassen und Insekten“ am WUK Theater Quartier von Alison Shea, Gerda Knoche und Liesbeth Nenoff geht dieser Frage auf den Grund. Eine Inszenierung über den Zusammenhang von Zwangsarbeit, Energieversorgung und DDR-Ideologie, in der das Publikum selbst unter Anleitung die Hauptrolle spielt.

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Slapsticks gegen die Ausbeutung?

Die Neuinszenierung von „Der goldene Drache“ an der Oper Halle

von | veröffentlicht am 08.02 2023

Unter der Regie von Katharina Kastening feierte eine Neuauflage des Musiktheaters „Der goldene Drache“ von Péter Eötvös in Halle Premiere. Die Inszenierung verhandelt die prekären Arbeits- und Lebensbedingungen von migrantischen Menschen in Deutschland. Die Sänger*innen schlüpfen im Verlauf des Stücks in die verschiedensten Rollen. Die Musik von Eötvös liefert dazu einen bedrückenden Klangteppich.

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Kunst in der Unterwelt

Die Premiere von „Im Berg“ nach Franz Fühmann des freien Ensembles p&s am WUK Theater

von | veröffentlicht am 16.01 2023

Der Bergbau im Mansfelder Land gehört zum zentralen Selbstverständnis vieler Leute in der Region. Der DDR-Schriftsteller Franz Fühmann hatte es sich zum Ziel gesetzt, den Bergbau des Mansfelder Landes und seine Effekte im Leben der Menschen dichterisch zu erkunden. Bereits zu Lebzeiten sah Fühmann das Scheitern des Projektes und starb, bevor die Arbeit beendet werden konnte. Das Ensemble p&s begibt sich in seiner neuen Inszenierung am WUK-Theater auf die Spuren Fühmanns. Ein Essay über die Rolle der Kunst untertage.

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Zerstörte Idyllen und geschwätzige Diskurse

Ein Theaterstück über das Tunguska-Ereignis

von | veröffentlicht am 11.12 2022

Am 25. November feierte das sehr gelungene Stück „Tunguska – Eine transsibirische Theaterexpedition“ des Theaterensembles Aggregate unter der Regie von Silvio Beck im WUK Theater Premiere. Das so genannte Tunguska-Ereignis war eine rätselhafte Explosion am 30. Juni 1908 in Sibirien. Trotz mannigfaltiger wissenschaftlicher und literarischer Erklärungsversuche konnte bisher keine zweifelsfreie Ursache festgestellt werden. Im geradezu zwanghaften Begehren, die Vorgänge rational zu erklären, entsteht eine „Art zweite Katastrophe“, in der das historische Ereignis plötzlich Ausgangspunkt einer eigenen Welt von Erklärungen, Deutungsangeboten und Sinnsuchen wird.

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Allegorien auf die Klassengesellschaft

Die Premiere von „Ab in den Wald“ an der Oper Halle

von | veröffentlicht am 17.11 2022

Seit dem 12. November läuft „Ab in den Wald“ an der Oper Halle, eine Neufassung des Broadway-Musicals „Into the Woods“ von 1987. Inszeniert von der Regisseurin Louisa Proske und unter musikalischer Leitung von Yonatan Cohen stellt dieses Werk eine musikalische Bearbeitung verschiedener Märchen dar und zeigt einmal mehr den kreativen Output des halleschen Opernhauses. Was uns dieses Märchen-Potpourri zudem über die moderne Gesellschaft zu sagen hat, habe ich in diesem Text analysiert.

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Rationale Apokalyptik

Die Letzte Generation und die Kunst

von | veröffentlicht am 06.11 2022

Die Proteste von Akteur*innen der Letzten Generation hatten in den vergangenen Wochen viele Debatten sowohl in der Presse als auch auf Social Media zur Folge. Viele werfen den Aktivist*innen vor, auf fatale Art und Weise die Ziele der Klimabewegung zu untergraben. Andere wiederum äußern Verständnis, bezweifeln jedoch den Nutzen der Proteste. Konservative glauben sogar antidemokratische Tendenzen erkennen zu können, die man bekämpfen müsse. Doch welche Ideologien zeigen sich in den Reaktionen auf das Vorgehen der Aktivist*innen und welches Verständnis von Kunst wird hier eigentlich verhandelt? Ein Essay über die kulturpolitischen Kontexte von Klimaprotesten.

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Tiere sind keine Ware!

Demonstration gegen Tönnies in Weißenfels

von | veröffentlicht am 04.11 2022

Seit Anfang der 90er betreibt der Fleischproduzent Tönnies die massenhafte Produktion von Schweinefleisch in Weißenfels. Um auf die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und den grausamen Schlachtbetrieb aufmerksam zu machen, organisierte die Gruppe „Animal Rights Watch“ am 29. Oktober eine Demonstration in Weißenfels.

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